taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Willkommen in Bibis veganem Schnitzel-Palast
Wenn geläuterte Influencer wohltätig werden, ist Skepsis angebracht. Besser, sich diese Woche mit Afro-deutscher Geschichte auseinanderzusetzen.
Berlin taz | Kennen Sie noch Bibis Beauty Palace? Vor über zehn Jahren etablierte die junge Content-Kreatorin auf Youtube ein neues Geschäftsmodell: Belanglose Alltagsvideos machen, zwischendurch ein paar gesponserte Gesichtscremes in die Kamera halten und damit [1][tausende Euro Werbebudget kassieren].
Doch jahrelang überteuerte Kosmetikprodukte, unethisch produzierte Fast-Fashion-Kleidung und anderen Ramsch an ihre überwiegend minderjährigen Fans zu vermarkten, hatte Heinicke in eine Sinnkrise gestürzt. Seit 2022 produzierte sie keine neuen Videos für ihren Kanal.
Nun ist Bibi back, nennt sich Impact Creatorin, macht eine Ausbildung zur veganen Ernährungsberaterin und will nur noch Gutes tun. Los geht es damit am Dienstag, da will Heinicke zusammen mit [2][dem Online-Supermarkt Sirplus] einen Weltrekord brechen, in der Kategorie abgelaufene Lebensmittel verschenken. 100.000 vegane Speisen, darunter 15.000 fleischlose Schnitzel, soll in der Malzfabrik in Schöneberg an Bedürftige, Initiativen und Vereine abgeben werden; angeblich um auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen.
Ein Schelm, wer dabei denkt, es gehe hier in erster Linie gar nicht um gute Taten, sondern darum, den zweiten Karriereweg einer Influencerin von gestern zu pushen.
Endlich wieder Mönche
Etwas traditioneller geht es am Freitag im brandenburgischen Neuzelle zu. [3][Im dortigen Kloster legt ein Mönch ein Ewigkeitsgelübte ab]. Auch hier gab es eine kleine Unterbrechung von 209 Jahren. Nachdem das Kloster 1817 säkularisiert wurde leben seit 2018 wieder katholische Mönche im Kloster.
Gefühlt genauso lange dauerte auch die Namensdiskussion über die Mohrenstraße in Mitte an. [4][Seit den 90er bemühen sich Aktivist:innen für eine Änderung des rassistischen Straßennamens.] 2021 beschloss das Bezirksamt die Änderung. Nur vier Jahre später ist es endlich soweit, am Samstag wird die Straße offiziell in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umbenannt, mitsamt Schildertausch.
Der auf dem Gebiet des heutigen Ghanas geborene [5][Amo war der erste Philosoph afrikanischer Herkunft in Deutschland.] 1734 promovierte Amo an der Universität in Wittenberg und unterrichtete auch in Halle und Jena.
Wer weiß, wenn Bibi in Zukunft auch weiter Schnitzel verschenkt, wird vielleicht irgendwann mal eine Straße nach ihr benannt.
17 Aug 2025
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Anton Wilhelm Amo war der erste schwarze Philosoph Deutschlands. Der Braunschweiger Kunstverein ehrt ihn mit einer Ausstellung.
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