taz.de -- Protest in Griechenland: Demo stoppt Kreuzfahrt aus Israel
In Griechenland haben Demonstranten israelische Touristen nicht von Bord eines Schiffs gehen lassen. Die Regierung in Athen verurteilte den Vorfall.
Athen taz | Auf der griechischen Insel Syros wurden Passagiere des israelischen Kreuzfahrtschiffes „Crown Iris“ daran gehindert, für einen sechsstündigen Besuch von Bord zu gehen. Stattdessen steuerte das Kreuzfahrtschiff Zypern an. Am Dienstagmittag hatten sich in der Hafenstadt Ermoupolis Bürger zu einer friedlichen Kundgebung zur Unterstützung Palästinas versammelt. Sie marschierten vom Miaouli-Platz zum Stadtteil Nissaki, wo das Kreuzfahrtschiff anlegen sollte.
Die Demonstranten skandierten Parolen gegen [1][Israels militärisches Vorgehen im Gazastreifen]. Trotz Bemühungen, das Aussteigen der Passagiere zu ermöglichen, blieb die Menschenmenge vor Ort, bis das Kreuzfahrtschiff den Hafen von Syros schließlich wieder verließ. Lokalen Medien zufolge sind entlang des Protestzugs Flugblätter mit der Aufforderung „Stoppt den Völkermord“ verstreut worden. Videos zeigen eine Gruppe von Demonstranten, die eine große palästinensische Flagge trugen, während sie durch die Straßen von Ermoupolis ziehen. Im Hintergrund sind „Free, Free Palestine!“-Rufe zu hören.
Der Protest wurde von einer losen Gruppe von Inselbewohnern organisiert. Ermoupolis hat eine Werft, die kommunistische Partei ist dort stark. Vertreter der Organisatoren erklärten in den sozialen Medien, der Zweck der Demonstration bestehe darin, „ihre Fäuste in Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen zu erheben“. Es sei „inakzeptabel, dass Touristen aus Israel weiterhin hier willkommen sind, während die Palästinenser im Gazastreifen unermesslich leiden“, sagten die Demonstranten.
Der Betreiber der Kreuzfahrt, Mano Shipping, erklärte zunächst, dass es lediglich zu einer „leichten Verzögerung“ kommen würde. Als sich die Demo nicht schnell genug auflöste, habe man beschlossen, den Landgang auf Syros komplett abzusagen und das Schiff stattdessen nach Limassol auf Zypern umzuleiten.
Gesundheitsminister entschuldigt sich bei Passagieren
Passagier Dror Marshalkowitz berichtete israelischen Medien, dass die Polizei etwa zwei Stunden gebraucht habe, um am Ort des Geschehens einzutreffen, und dass „wer auch immer die Entscheidung getroffen hat“, nach Zypern umzuleiten, „offenbar das Richtige getan hat“, da sich 300 bis 400 Kinder an Bord befanden. Andere sagten, sie seien von Sicherheitsleuten angewiesen worden, im Inneren des Schiffes zu bleiben und nicht an Deck zu gehen. Ein israelischer Passagier berichtete davon, dass „wir israelische Flaggen hissten und einige von uns zu singen begannen“.
[2][Die Regierung in Athen] verurteilte die Protestaktion auf Syros scharf. Griechenlands Gesundheitsminister Adonis Georgiadis, der zu Beginn seiner politischen Laufbahn ausgerechnet der offen [3][antisemitischen rechtsradikalen LAOS-Partei] angehörte, hernach zur konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) wechselte und seit geraumer Zeit betont proisraelische Positionen vertritt, sagte: „Ich halte dies für tragisch und sehr beleidigend für Griechenland. Ich möchte mich bei diesen Menschen entschuldigen. Ich möchte Israel eine Botschaft der großen Verbundenheit und Freundschaft übermitteln, um zu sagen, dass Israelis in Hellas willkommen sind und dass Antisemitismus hierzulande keinen Platz hat.“
Wie die griechisch-zypriotische Tageszeitung Fileleftheros am Mittwochmittag meldete, wird die „Crown Iris“ am Nachmittag im Hafen von Limassol auf Zypern erwartet. Nach einem Landgang der Passagiere in der Metropole solle das Kreuzfahrtschiff diese spätabends wieder verlassen, so der Plan. Wie Fileleftheros erfuhr, habe die Polizeidirektion in Limassol bereits einen Aktionsplan entworfen, um möglichen Protesten nach dem Vorbild des Vortags entgegenzuwirken.
23 Jul 2025
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