taz.de -- Unwetter in den USA: Viele Tote bei Sturzfluten in Texas

Hochwasserkatastrophe überschattet amerikanischen Unabhängigkeitstag. Rettungskräfte suchen weiter nach möglichen Überlebenden.
Bild: Ein Beamter des texanischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit am Ufer des Guadalupe River bei dem betroffenen Ferienlager

Washington taz | Im Zentrum des US-Bundesstaates Texas hat der Guadalupe River eine Hochwasserkatastrophe ausgelöst, als nach massiven Regenfällen am Freitag innerhalb von 45 Minuten um acht Meter anstieg. Sturzfluten verwüsteten ganze Landstriche. Bäume, Fahrzeuge und auch Häuser wurden von der Flut mitgerissen.

Laut offiziellen Angaben haben mindestens 43 Menschen ihr Leben in den Wassermassen verloren, darunter auch 15 Kinder. Rettungskräfte suchen weiter nach möglichen Überlebenden, darunter mehr als zwei Dutzend Mädchen, die an einem Sommerlager teilnahmen.

„Die Menschen müssen sich darauf einstellen, dass heute ein schwerer Tag wird. Bitte betet für unsere Gemeinde“, sagte der sichtlich mitgenommende Bürgermeister der Kleinstadt Kerrville, Joe Herring Jr., am Samstagmorgen vor der Presse.

Kerrville, das direkt am Guadalupe River liegt, wurde von den Fluten hart getroffen. Die Kleinstadt mit knapp 25.000 Einwohner liegt in Landkreis Kerr County in Texas Hill Country, einer ländlichen Region, die bei Ausflüglern äußerst beliebt ist. Viele Menschen aus den nahen Großstädten San Antonio und Austin verbringen dort ihre Freizeit.

Von den Fluten im Schlaf überrascht

Viele Menschen wurden von den Sturzfluten im Schlaf überrascht. Der nationale Wetterdienst erklärte am Samsag die Gefahrenlage für noch nicht vorbei. Der texanische Gouverneur Greg Abbott hatte bereits am Freitag den Katastrophenfall ausgerufen. Rettungskräfte konnten bisher mehr als 850 Menschen aus den Fluten retten.

US-Präsident Donald Trump, der am Freitag in Washington neben dem amerikanischen Unabhängigkeitstag auch die Unterzeichnung seines Steuer- und Ausgabengesetzes feierte, erklärte, die Regierung arbeite eng mit den Behörden in Texas zusammen, um auf die Überschwemmungen zu reagieren.

„Melania und ich beten für alle Familien, die von dieser schrecklichen Tragödie betroffen sind“, postete er am Samstag auf Truth Social.

Eltern und andere Angehörige teilten in sozialen Medien Fotos von ihren vermissten Kinder und Familienmitglieder. „Das Lager war völlig zerstört. […] Es war wirklich beängstigend“, sagte die 13-jährige Elinor Lester gegenüber der Associated Press. Sie war eine von hunderten Mädchen im religiösen Sommerlager Camp Mystic bei Kerrville. Dort werden noch 27 Mädchen vermisst.

„Wir werden unermüdlich vorgehen und sicherstellen, dass wir jede einzelne Person ausfindig machen, die Opfer dieser Überschwemmung geworden ist“, sagte Gouverneur Abbott.

Kritik am Frühwarnsystem

Warum wurden die Menschen nicht früher über die verheerenden Auswirkungen des Unwetters informiert? Die Behörden in Kerr County erklärten, dass sie von der Schwere des Unwetters überrascht wurden. Der Sturm, der die Rekordniederschläge verursachte, habe sich ohne große Vorzeichen geformt. Erst um kurz nach 1 Uhr in der Nacht sprach der nationale Wetterdienst in einer Hochwasserwarnung von „lebensbedrohlichen Situation“.

Zwar hatte es im Vorfeld Hinweise auf Überschwemmungsgefahren gegeben, doch war die Schwere der Regenfälle noch nicht absehbar gewesen. Ob die Budget-Kürzungen der Trump-Regierung, die auch den nationalen Wetterdienst betrafen, die Vorhersagegenauigkeit in dieser Situation beeinträchtigten, ist derzeit nicht bekannt.

6 Jul 2025

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Hansjürgen Mai

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