taz.de -- Terroranschlag in Kaschmir: Indischer Vergeltungsschlag befürchtet

Nach dem Angriff mit 26 Toten im indischen Teil Kaschmirs sucht Delhi weiter nach den Tätern. An der Grenze zu Pakistan kam es erneut zu Schusswechseln.
Bild: Indische Grenzschützer an der Grenze zu Pakistan am 28. April: Islamabad versucht, den Kaschmirkonflikt zu internationalisieren

Mumbai taz | Der jüngste Terroranschlag im kaschmirischen Pahalgam hat die jahrzehntealten Spannungen zwischen den Atommächten Indien und Pakistan gefährlich verschärft. Indische Medienberichte beschuldigen pakistanische Kämpfer, darunter den paramilitärischen Ex-Kommandeur Hashim Musa, des [1][Mordes an 26 Touristen]. Die Spur führe zum pakistanischen Geheimdienst ISI. An der Grenze zwischen beiden Ländern im umstrittenen Kaschmir kam es bereits die [2][fünfte Nacht in Folge zu Schusswechseln].

Die Welt könnte nicht länger die Augen davor verschließen, dass Pakistan ein „Schurkenstaat“ sei, sagte die Indiens UN-Diplomatin Yojna Patel. Islamabad wies hingegen jede Verantwortung zurück und forderte eine internationale Untersuchung. Wie schon früher versucht Islamabad den Kaschmirkonflikt zu internationalisieren, was Delhi strikt ablehnt und provoziert.

Pakistans Verteidigungsminister Khawaja Asif warnte vor einer indischen Militäraktion. „Wir haben unsere Streitkräfte verstärkt“, die Lage sei ernst, sagte er gegenüber Reuters. Pakistan werde aber nur dann Atomwaffen einsetzen, wenn seine Existenz bedroht sei. Viele Beobachter:innen erwarten einen indischen Vergeltungsschlag, wie es ihn schon nach dem letzten Pakistan vorgeworfenen Terroranschlag gegeben hatte. Dieser träfe ein wirtschaftlich angeschlagenes Pakistan.

Indien hat schon den [3][Indus-Wasservertrag suspendiert], Pakistaner:innen ausgewiesen und pakistanische Youtube-Kanäle gesperrt. „Die Tragödie von Pahalgam ist erschütternd, aber Kriegstrommeln, Wasserstreit und Hass lösen das Problem nicht“, schrieb der indische Kolumnist Jawed Naqvi in der pakistanischen Zeitung Dawn. Indiens hindunationalischer Regierungschef Narendra Modi, dem eine antimuslimische Politik vorgeworfen wird, steht unter Druck. So kritisiert etwa der Konfliktforscher Ashok Swain, dass selbst nach einer Woche noch keiner der flüchtigen Terroristen gefangen wurde. Modi hatte eine harte Bestrafung der Täter versprochen.

Der dem Anschlag folgende Generalstreik der mehrheitlich muslimischen Bevölkerung im Kaschmirtal zeigt, dass sie die Gewalt satt hat. Sie wünscht wirtschaftliche Perspektiven und hat sich mit der Zugehörigkeit zu Indien arrangiert.

29 Apr 2025

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Natalie Mayroth

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