taz.de -- Vogelgrippe in den USA: Eier werden Luxusgut

In den USA weitet sich die Vogelgrippe weiter aus. Trump kürzt derweil beim zuständigen Ministerium und der Seuchenschutzbehörde.
Bild: Vogelgrippe in den USA: Angestellte säubern Teile der Käfige und bringen die letzten Hühner zur Schlachtung

Washington taz | In manchen Regionen der USA sind Eier aktuell nur schwer zu finden, und wenn es sie gibt, dann müssen Kunden oft tief in die Tasche greifen. Die steigenden Eierpreise sind auch für die US-Regierung um Präsident Donald Trump ein Problem, immerhin hatte Trump versprochen, die Inflation und damit die gestiegenen Lebensmittelpreise zu bekämpfen.

„Joe Biden ließ die Eierpreise außer Kontrolle geraten. […] Und wir arbeiten hart daran, sie wieder zu senken“, sagte Trump während einer Rede vor dem US-Kongress. Doch der Seitenhieb gegen seinen Vorgänger ist im Fall der Eierpreis-Explosion nicht ganz berechtigt.

Dass Eier in den USA im Januar so teuer waren wie noch nie, liegt vor allem [1][am schlimmsten Vogelgrippeausbruch seit fast einem Jahrzehnt]. Lag der Preis für ein Dutzend Eier im August 2023 bei knapp über zwei Dollar, so waren es im Januar 2025 im Durchschnitt 4,95 Dollar. Doch auch Preise jenseits der zehn Dollar sind mancherorts nichts Außergewöhnliches mehr.

Mehr als 158 Millionen Tiere geschlachtet

Der [2][Vogelgrippeausbruch] hat bisher dazu geführt, dass mehr als 158 Millionen Hühner im Land geschlachtet werden mussten. Um die Ausbreitung der hochansteckenden Krankheit einzudämmen, werden nämlich nicht nur infizierte Tiere geschlachtet, sondern ganze Schwärme, in denen ein Vogelgrippefall bestätigt wurde. Unter den geschlachteten Geflügeltieren befinden sich auch Truthähne und Hühner für die Fleischproduktion, doch der überwiegende Anteil waren Hühner in der Eierproduktion.

Da Eierpreise jedoch normalerweise erst um die Osterzeit ihre Höchstpreise erreichen, rechnet das US-Landwirtschaftsministerium damit, dass die Preise um weitere 20 Prozent ansteigen könnten. Andere Faktoren, die zu den gestiegenen Preisen beigetragen haben, sind höhere Kraftstoff-, Futter- und Lohnkosten. Das US-Justizministerium untersucht laut Medienberichten zudem, ob Eierproduzenten gegen wettbewerbsrechtliche Vorschriften verstoßen und somit ebenfalls die Situation verschärft hätten.

Arbeitgeberverbände weisen diese Vorwürfe zurück. „Die Statistiken zu Farmen und Vögeln, die durch [die Vogelgrippe] verloren gehen, sind alarmierend, und die Krise ist noch schwerwiegender, als die Zahlen zeigen“, sagte Tony Wesner, Geschäftsführer des zweitgrößten US-Eierproduzenten Rose Acre Farms, während einer Kongressanhörung im Februar.

Große Aufgabe – wenig Personal

Wesner hat die US-Regierung während seiner Anhörung aufgefordert, dringend gegen die Ausbreitung des Virus vorzugehen. „Es geht um viel mehr als nur Eier – es geht um anderes Geflügel, Vieh und ja, unsere menschliche Bevölkerung“, sagte er.

Diese Aufforderung kommt inmitten eines Sparkurses der US-Regierung. Diese versucht unter Aufsicht von Milliardär Elon Musk gerade, Milliarden an US-Dollar in Personalkosten zu sparen. Das Landwirtschaftsministerium und die US-Seuchenschutzbehörde CDC, die im Kampf gegen den Vogelgrippeausbruch an vorderster Stelle stehen, sind von diesen Maßnahmen betroffen. Zwar wurden in den vergangenen Wochen etliche Kündigungen wieder zurückgenommen, doch diese Störungen erschweren ein koordiniertes Vorgehen.

„In einer Zeit, in der die Produzenten bereits mit der Vogelgrippe zu kämpfen haben, die Öffentlichkeit mit hohen Preisen konfrontiert ist und alle Amerikaner besorgt sind, was eine weitere Verbreitung des Virus bedeuten könnte, wäre die Streichung dieser Stellen das Letzte, was die Regierung hätte tun sollen“, sagte die demokratische Senatorin Amy Klobuchar.

Gefahr für Menschen?

Aktuell ist die Vogelgrippe vor allem für Mitarbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben gefährlich. Bisher wurden in den USA 70 Infektionsfälle bei Menschen gemeldet. In über 60 der Fälle arbeiteten die Personen in Geflügel- und Rinderbetrieben. Im Januar wurde in Louisiana auch der erste Todesfall bekannt.

Trotzdem ist die Gefahr für die Allgemeinbevölkerung laut Behörden weiterhin gering. Aber manche Virologen befürchten, dass sich dies mit dem neuen US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. ändern könnte. Die große Sorge geht auf Rohmilch zurück. Der Verkauf von Rohmilch über Bundesstaatsgrenzen hinweg ist in den USA verboten. Doch Kennedy, der laut eigenen Aussagen nur Rohmilch trinkt, könnte die Bestimmungen lockern.

„Wenn die US-Aufsichtsbehörde FDA sagt, Rohmilch sei jetzt legal, und die CDC kommt und sagt, sie rate zum Konsum von Rohmilch, dann ist das ein Rezept für Masseninfektionen“, sagt Angela Rasmussen, Virologin und Co-Chefredakteurin der medizinischen Fachzeitschrift Vaccine sowie Professorin an der University of Saskatchewan in Kanada.

Die Seuchenbehörde CDC warnt, dass der Vogelgrippevirus durch den Konsum von Rohmilch an Menschen übertragen werden könnte. Der Virus wurde bisher in mehr als 950 Rinderherden in 17 Bundesstaaten entdeckt. Eine neue Variante des Virus, die letzten Monat in einer Herde in Nevada entdeckt wurde, sorgte allerdings für Beunruhigung unter Experten, da ein sich rasch verändernder Virus schwerer zu bekämpfen ist.

11 Mar 2025

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AUTOREN

Hansjürgen Mai

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