taz.de -- Eisenbahn fahren in Deutschland: Züge fallen immer häufiger aus
Die Deutsche Bahn streicht immer mehr Verbindungen ad hoc. Betroffen ist nicht nur der Fern-, sondern auch der Nahverkehr.
Berlin taz | Immer mehr Züge fallen unvorhergesehen und ersatzlos aus. Die Zahl der ungeplant gestrichenen Verbindungen hat sich innerhalb weniger Jahre vervierfacht. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage des Grünen-[1][Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel] hervor.
Mehr als jeder dritte Fernzug der Deutschen Bahn [2][hatte im Jahr 2024 eine Verspätung] von mehr als sechs Minuten. Oft kommen Züge aber gar nicht erst, wie aus der Antwort hervorgeht: Im Fernverkehr ist die Zahl der Züge, die ungeplant ausgefallen sind, von 1 Prozent im Jahr 2019 auf 4 Prozent im Jahr 2024 gestiegen.Gezählt wurden nur Züge, für die es keinen Ersatz gab. In diesen Angaben ebenfalls nicht inbegriffen sind Züge, die nur einen Teil der Strecke fuhren und ihr Ziel nicht erreichten. Die Zahl der Zugteile, die anders als angekündigt nicht fuhren, hat in diesem Zeitraum von 3 Prozent auf 5 Prozent zugenommen.
Auch im Nahverkehr sind die Ausfälle sprunghaft gestiegen. Zwischen 2019 und 2023 wuchsen sie von 1 Prozent auf 4 Prozent. 2024 lagen sie wegen des Bahnstreiks bei 5 Prozent, um diesen Effekt bereinigt bei 3 Prozent.
„Die Zunahme von Zugausfällen ist auch Folge einer maroden Infrastruktur“, sagte Gastel. Die [3][vorgesehenen hohen Investitionen] müssten in den nächsten Jahren gesichert werden. „Öffentlich gestreute Zweifel an den Sanierungen, die nur wegen Ramsauer, Dobrindt und Scheuer notwendig sind, sind Gift für bessere Pünktlichkeit und Zugausfälle“, betonte er. Zu Ausfällen komme es aber auch häufig, weil die Deutsche Bahn Züge nicht ausreichend warte oder rechtzeitig bereitstelle. „Hier muss das Management nachlegen und kann nicht alle Schuld auf die Infrastruktur schieben“, forderte er.
13 Feb 2025
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