taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Verletzte in Sumy, Tote in Odessa

Ein neuer Kampfjet F-16 der Ukraine soll abgestürzt sein. Infolge schwerer russischer Luftangriffe mussten im ukrainischen AKW Riwne Reaktoren abgeschaltet werden.
Bild: In der heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Pokrowsk warten Menschen auf ihre Evakuierung

Schwere Gefechte am Boden und in der Luft

Russland und die Ukraine haben sich in der Nacht schwere Kämpfe geliefert. Auch der Krieg gegen die Zivilbevölkerung mit Drohnen- und Luftangriffen hat wieder Opfer gefordert. Nach Angaben der Militärverwaltung der ukrainischen Grenzregion Sumy – gegenüber dem russischen Gebiet Kursk – hat ein schwerer Luftangriff in der Nacht die zivile Infrastruktur in der Stadt beschädigt und einen Brand ausgelöst. „Als Ergebnis des feindlichen Angriffs gab es Opfer“, teilte die Gebietsverwaltung auf ihrem Telegramkanal mit. Genauere Angaben gibt es bislang nicht.

Der ukrainische Generalstab berichtet zudem von einem Raketen- und 18 Drohnenangriffen. Zwölf Drohnen seien abgefangen worden. Russische Quellen berichten von Einschlägen in Sumy, Krywyj Rih, Poltawa und im Gebiet Winnyzja.

Bei einem russischen Raketenangriff auf die Hafenanlangen in Odessa starben zwei Menschen, zwei weitere wurden verletzt.

An der Front hat sich derweil die Anzahl der Zusammenstöße laut dem morgendlichen Lagebericht des Kyjiwer Generalstabs innerhalb eines Tages auf über 200 erhöht. Die schwersten Kämpfe werden einmal mehr aus dem Raum Pokrowsk im ostukrainischen Gebiet Donezk gemeldet. Dort hat die russische Armee zuletzt ihren Vormarsch beschleunigt. So konnten Einheiten in der lange umkämpften Ortschaft Karliwka die russische Flagge hissen, wie in der Nacht bekannt wurde.

Widersprüchliche Angaben gibt es [1][aus dem Gebiet Kursk]. So sollen russische Truppen die strategisch wichtige Ortschaft Korenjewo wieder unter ihre Kontrolle gebracht haben. Der prorussische Militärblog 2 Majora spricht allerdings nur von einer Umgruppierung der ukrainischen Kräfte dort. Demnach halten die Kämpfe um die Ortschaft an. (dpa)

Ukraine bittet in USA um Schießerlaubnis gegen Russland

Die Ukraine bittet beim wichtigsten Verbündeten um die Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen gegen Militärziele im russischen Rückraum. Nach Angaben des Pentagons empfängt US-Verteidigungsminister Lloyd Austin seinen ukrainischen Kollegen Rustem Umjerow heute in Washington. Bei dem Termin werde Austin Informationen über die aktuelle Gefechtslage erhalten, unter anderem über die Lage im russischen Gebiet Kursk, sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh.

Einem CNN-Bericht zufolge will die ukrainische Seite der US-Regierung auch eine Liste von potenziellen Zielen in Russland vorlegen. Es gehe darum, „das Weiße Haus konkret davon zu überzeugen, die Beschränkungen für Angriffe mit weitreichenden Waffen auf russisches Territorium aufzuheben“, zitierte CNN einen ukrainischen Beamten.

Auch der Stabschef von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, soll demnach an Treffen in Washington teilnehmen. Mit Treffern auf russische Befehlsstellen, Flugplätze, Munitionslager und Kasernen könnte die Ukraine viele Attacken schon im Ansatz abwehren. Bislang beschränken die USA den Einsatz ihrer Waffen gegen Russland auf die Abwehr der russischen Offensive gegen die ostukrainische Stadt Charkiw.

Unterdessen hat die Ukraine weiter mit den Auswirkungen der jüngsten russischen Luftangriffe zu kämpfen. Wegen Schäden am Energiesystem wurden in vielen Landesteilen Stromsperren ausgeweitet. Ein neuer Kampfjet F-16 der Ukraine stürzte nach Militärangaben bei der Abwehr des bislang größten russischen Luftangriffs am Montag ab, der in den USA ausgebildete ukrainische Pilot kam ums Leben. (dpa)

Ukraine muss vier Reaktoren abschalten

Als Folge des schweren russischen Luftangriffs am Montagmorgen seien im Atomkraftwerk Riwne die Reaktoren 1, 3 und 4 vom Netz genommen werden, schrieb die ukrainische Regierung an die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA in Wien. Die Leistung im AKW Südukraine sei dafür erhöht worden. Wegen der Spannungsschwankungen im Netz sei nachmittags dann der dritte Reaktorblock dieser Anlage abgeschaltet worden. „Die Russische Föderation zielt weiter absichtlich auf die Energieinfrastruktur der Ukraine“, hieß es in dem Brief.

[2][IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi] bestätigte die Angaben und zeigte sich besorgt über die zunehmende Verletzlichkeit des ukrainischen Energienetzes. Er kündigte für kommende Woche eine weitere Reise in das [3][russisch besetzte AKW Saporischschja] an.

EU-Verteidigungsminister beraten über Ukraine-Hilfen

Die EU-Verteidigungsminister beraten am Freitag Vormittag in Brüssel über die militärische Lage in der Ukraine sowie geplante Milliardenhilfen für Kyjiw. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow will in einer Videoschalte über die russischen Luftangriffe gegen sein Land informieren. Er hatte am Mittwoch bereits mit den Nato-Länder beraten.

Bei den Verteidigungsministern geht es daneben um die Zusage der G7-Gruppe, Kyjiw einen Kredit in Höhe von 50 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Dafür will die EU die Zinsgewinne auf eingefrorene russische Vermögenswerte nutzen, die Details sind jedoch unklar. (afp)

Präsident Putin verleiht Alexander Lukaschenko Orden

Der russische Machthaber Wladimir Putin hat dem Präsidenten von Belarus, [4][Alexander Lukaschenko, zu seinem 70. Geburtstag gratuliert] und ihm den Orden des Apostels Andreas des Erstberufenen verliehen.

Putin erklärte, er „schätze die guten Beziehungen zu seinem belarussischen Amtskollegen und zeigte sich zuversichtlich, dass sie auch in Zukunft alles tun werden, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Auf der Website des Kremls wurde auch ein Dekret über die Verleihung dieses Ordens an Lukaschenko veröffentlicht. Dort wird darauf hingewiesen, dass der Orden unter anderem „für seinen großen persönlichen Beitrag zur effektiven Tätigkeit des Unionsstaates und zur Entwicklung der strategischen Partnerschaftsbeziehungen“ verliehen wurde. (taz)

30 Aug 2024

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