taz.de -- Deutscher Frauensport: Ausnahmsweise im Fernsehen
Die deutschen Handballerinnen haben es nicht nur zu den Olympischen Spielen nach Paris, sondern auch ins TV geschafft. Sensationell!
Wie mache ich mich unsichtbar? Deutsche Teamsportlerinnen, die nicht gerade Fußball spielen, könnten hierzu wohl einiges sagen. Insofern kommt es einer Sensation gleich, dass am Samstag das erfolgreiche Olympiaqualifikationsspiel der deutschen Handballerinnen gegen Mazedonien in der ARD übertragen wurde. Knapp 16 Jahre war es schließlich her, dass der Sender während der Olympischen Spiele 2008 das letzte Frauenhandball-Länderspiel in voller Länge zeigte.
Bislang gibt es für Frauen, die Profiteamsport jenseits des Fußballs betreiben, ein doppeltes Problem. Sie kämpfen gegen die Dominanz der Männer und die des Fußballs. Die Basketballer um Dennis Schröder [1][mussten vergangenes Jahr erst ins WM-Finale ziehen], um in letzter Sekunde einen Platz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen freigeräumt zu bekommen. Die Programmgestalter kommen in Fragen der Diversifizierung ihres Sportangebots in Nöte, weil es neben dem Erstligamännerfußball ja noch den der 2. und 3. Liga gibt.
In Konkurrenz zum Fußball zu gehen scheint hierzulande aussichtslos zu sein, weshalb sich 2017 der Handball (DHB), der Basketball (DBB), das Eishockey (DEB) und der Volleyball (DVV) mit dem Deutschen Fußball-Bund [2][zur Initiative „Teamsport Deutschland“] zusammengetan haben, um wenigstens von dessen Rezepten etwas zu profitieren. Dass man erst sechs Jahre nach Bestehen dieses Bündnisses im Herbst 2023 eine Frauenteamsport-Konferenz ins Leben rief, um deren doppelte Benachteiligung zu schmälern, hat vermutlich mit der Besetzung der Gremien zu tun, denen vorrangig Männer vorstehen.
90 Prozent Männersport
Das Ungleichgewicht ist nicht gering. Männersport macht rund 90 Prozent der Berichterstattung aus. Ein Problem sind auch bei den Aktiven die geringen Frauenquoten. Ein Extrembeispiel: Nur 11 Prozent der Aktiven im Eishockey sind Frauen. Im Handball sind es immerhin 38 Prozent. In Schweden allerdings spielen genauso viele Frauen wie Männer Handball.
Doch es tut sich auch hierzulande ein wenig. Vergangenen Monat wurde im Sportausschuss des Bundestags von „Teamsport Deutschland“ [3][ein Positionspapier zur Förderung des Frauensports] vorgestellt mit der etwas wolkigen „Key Message“: Potenziale seien vorhanden und müssten ausgeschöpft werden. Zudem hat die Streamingplattform DAZN den ersten reinen Frauensportsender etabliert. Aber auch hier ist der Überhang des Fußballs auffällig.
Vielleicht sorgen die Olympischen Spiele für neue Impulse. Neben den Handballerinnen haben sich erstmals die deutschen Basketballerinnen qualifiziert.
14 Apr 2024
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Die Handballerinnen des Buxtehuder SV müssen um den Klassenerhalt bangen. Für kleine Vereine wird es schwerer, sich in der Bundesliga zu halten.
Bei der EM will das deutsche Team endlich einmal mit den Besten mithalten. Frische Kräfte könnten dabei helfen. Erster Gegner ist die Ukraine.
Den Basketball-Frauen des TK Hannover fehlt plötzlich viel Geld, weil ein langjähriger Förderer ausfällt. Auch sonst ändert sich viel beim Pokalsieger.
Die Fußball-WM der Frauen 2027 findet in Brasilien statt. Das hat die Fifa entschieden. Die Bewerbung von Deutschland, Belgien und den Niederlanden fällt durch.
Bei der WM werden die deutschen Eishockey-Frauen nach historisch guter Vorrunde Sechste. Ein Erfolg, denn die Bedingungen sind weiter dürftig.
Satou Sabally ist eine der besten Basketballerinnen der Welt. Ihr geht es nicht nur um Wurfquoten, sie kämpft auch für Frauen- und Minderheitenrechte.
Norwegens Beachhandballerinnen haben gegen die Kleiderordnung protestiert und dafür Strafen kassiert. Der Verband besteht auf Bikinihöschen.
Die ManagerInnen der Frauenteams von Alba Berlin, den Eisbären und den Füchsen über Konkurrenz zu den Männern und Topsportlerinnen in Geldnot.