taz.de -- Steinmeier zum Tag der Deutschen Einheit: Steinmeier für Asyl-Grenzverfahren

Zur deutschen Einheit spricht sich der Bundespräsident für eine Begrenzung sogenannter illegaler Migration aus. Es brauche eine Art neuen Asylkompromiss.
Bild: Will Fluchtbewegungen nach Deutschland begrenzen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Berlin dpa/epd | Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat 33 Jahre nach der deutschen Vereinigung eine kritische Bilanz gezogen. „Es geht nicht nur um das Materielle, es geht um das Gefühl, gleichwertig zu sein. Und da gibt es Unwuchten“, sagte er am Montagabend in den „Tagesthemen“ der ARD. „[1][Wenn wir die Anzahl von Ostdeutschen etwa in Führungspositionen betrachten], so ist das vielleicht in der Politik einigermaßen gelungen, überhaupt nicht in Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und auch der Medien“, sagte er.

[2][Steinmeier] sprach sich auch für eine Begrenzung der sogenannten illegalen Migration nach Deutschland aus. „Die sogenannte illegale Migration müssen wir eindämmen“, sagte Steinmeier. Insbesondere befürwortete Steinmeier die Prüfung von Asylgesuchen von Menschen, die keine oder kaum eine Chance auf Asyl haben, bereits an den EU-Außengrenzen.

Sollten abgelehnte Asylbewerber bereits dort abgeschoben werden, würden sich „auch die Ankunftszahlen in Deutschland verringern“, sagte Steinmeier weiter. Der Bundespräsident ergänzte jedoch, es solle darauf verzichtet werden, so zu tun, als gäbe es den einen Hebel, mit dem das Problem morgen verschwinde.

[3][Mit Blick auf die Migration] sagte Steinmeier, die Überlastung in zahlreichen Kommunen im Umgang mit Asylsuchenden erinnere ihn an die Zeit zwischen 1992 und 1993. Es habe damals „Überlastungssignale“ von Bürgermeistern und Oberbürgermeistern gegeben, die dazu geführt hätten, „dass die Politik handelt“. Diese Erwartung hätten Menschen auch derzeit.

Tatsächlich hatten speziell das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen und die rassistischen Morde von Mölln 1992 dazu geführt, dass die Politik das Asylrecht dramatisch einschränkte. 1993 verständigten sich angesichts dieser Geschehnisse die damalige Bundesregierung aus Unionsparteien und FDP sowie die oppositionelle SPD auf den [4][sogenannten Asyl-Kompromiss.]

3 Oct 2023

LINKS

[1] /Ostdeutsche-in-Fuehrungspositionen/!5860049
[2] /Der-bleibende-Praesident/!5825912
[3] /Steinmeier-zu-Migration/!5958393
[4] /Der-Asylkompromiss-von-1993/!5853601

TAGS

Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Rostock-Lichtenhagen
Frank-Walter Steinmeier
Asylrecht
Asylpolitik
Migration
IG
Frank-Walter Steinmeier
Migration
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Flucht
Asyl

ARTIKEL ZUM THEMA

Syrischer Geflüchteter bei Tesla: Karims langer Weg zur Schicht

Unser Autor nahm 2016 einen jungen syrischen Geflüchteten bei sich auf. Der hilft mittlerweile mit, das Tesla-Werk in Brandenburg am Laufen zu halten.

Verschärfung der Migrationspolitik: Mehr Härte bei Abschiebungen

Die Regierung will verschärfte Abschieberegeln beschließen. Schon jetzt wird mehr abgeschoben als im letzten Jahr – sogar nach Russland.

Steinmeiers Äußerungen zu Migration: Der falsche Präsident

Der Bundespräsident sollte einigend wirken. Steinmeier aber lobt den „Asylkompromiss“ der 90er und gibt denen Recht, die Migranten als Problem sehen.

Leistungen für Geflüchtete: FDP drängt auf Prepaid-Bezahlkarten

In der Debatte um Hilfen für Geflüchtete drängen FDP und Kommunen auf Sach- statt Geldleistungen. Die SPD ist offen für erleichterte Jobmöglichkeiten.

EU-Asylrecht: Die Ausnahme wird zur Regel

Schutzsuchende haben es in der EU zunehmend schwerer. Ihr bloßes Ankommen wird bald als „Krise“ gelten, um ihnen mit allen Mitteln zu begegnen.

Steinmeiers Äußerung zu Migration: Ein furchtbares Vorbild

Der Bundespräsident verschweigt die rechte Gewalt der 90er Jahre und legt der Bundesregierung nahe, es wie damals zu machen. Das ist erschreckend.

Elon Musk hetzt gegen Seenotrettung: Post vom Auswärtigen Amt

Elon Musk teilt den Tweet eines rechtsextremen Accounts zur Seenotrettung im Mittelmeer. Das Auswärtige Amt kontert – und Musk antwortet erneut.

Grüne und EU-Asylrecht: Grüne im Regen

Die SPD feiert sich für das angebliche Machtwort des Kanzlers in der EU-Asylpolitik. Die Grünen müssen wider ihre Überzeugung klein beigeben.

EU-Asylkompromiss von Italien blockiert: Die Grünen sind umsonst umgefallen

Berlin hat der „Krisenverordnung“ der EU zugestimmt. Sie soll die Rechte von Flüchtlingen einschränken. Nun aber blockiert Italien.