taz.de -- Menstruationsprodukte mit Mängeln: Blut ist dicker als Kochsalzlösung
Zum ersten Mal wurden Menstruationsprodukte mit Blut getestet und verglichen. Viele werden den Versprechen der Hersteller nicht gerecht.
Etwa 300 Millionen Menschen menstruieren nach Angaben der NGO Plan International täglich. Eine menstruierende Person hat insgesamt ca. 450 Mal in ihrem Leben eine Regelblutung. Und bis zu jede dritte dieser Personen hat sogar eine starke menstruale Blutung, eine sogenannte Hypermenorrhö mit einem Blutverlust von über 80 Milliliter pro Zyklus. Für viele bedeutet das mindestens eine [1][Einschränkung der Lebensqualität], es kann aber auch andere Krankheiten wie eine Blutungsstörung oder Eisenmangel auslösen.
Das Thema Menstruation wird in der Gesellschaft [2][noch immer tabuisiert,] allerdings wächst die Auswahl der Produkte, die das Blut auffangen, langsam. Doch damit stellt sich für menstruierende Personen die Frage: Welches ist das beste?
Die Studie
Ein Team aus vier Forscherinnen veröffentlichte in der Fachzeitschrift [3][BMJ Sexual & Reproductive Health] eine Studie, bei der sie verschiedene Periodenprodukte testeten: Insgesamt 21 Tampons, Binden, Menstruationstassen und -scheiben sowie Periodenunterwäsche. Im Fokus der Studie stand die Aufnahmekapazität von Menstruationsblut.
Dafür wurden nicht mehr für klinische Zwecke verwendbare rote Blutkörperchen benutzt. Die Produkttests haben die Forscherinnen ex vivo, also außerhalb von Körpern, durchgeführt. Bei Tampons und Binden verwendeten sie Produkte mit verschiedener Saugstärke, für den Vergleich der Menstruationstassen und -scheiben und bei der Periodenunterwäsche verschiedene Größen.
Der Gewinner: Am meisten Blut konnten durchschnittlich die Menstruationsscheiben aufnehmen, nämlich 61 Milliliter. Selbst bei schweren Regelblutungen müssen sie also nur selten geleert werden. Die Periodenunterwäsche schnitt dagegen schlecht ab, sie konnte nur 2 Milliliter aufsaugen. Tampons, Binden und Menstruationstassen hielten mit 20 bis 50 Millilitern ungefähr ähnliche Mengen.
Was bringt’s?
Daraus folgt die wissenschaftliche Erkenntnis für Menstruierende mit starker Regelblutung, dass die Menstruationsscheibe vielleicht das Produkt der Wahl sein könnte. Die bisherige Forschung beschränkte sich meist [4][auf Tampons und Binden].
Auch auf methodischer Ebene eröffnet die Studie neue Perspektiven, weil es bisher keine Studie gab, die für den Vergleich von Menstruationsprodukten rote Blutkörperchen benutzt hat. Das verwendete Blut ist zwar immer noch dünnflüssiger als Menstruationsblut und daher nur begrenzt vergleichbar, aber dickflüssiger als Kochsalzlösungen und Wasser, die bisher meist verwendet wurden. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum die Angaben der Hersteller bezüglich des Fassungsvermögens oft deutlich über den tatsächlich gemessenen Werten lagen.
Mit den neuen Erkenntnissen könne zudem der Blutverlust bei der Menstruation besser quantifiziert werden, um Patient*innen mit zu hoher Blutung besser zu helfen.
27 Aug 2023
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
In einer Studie wurden Spuren von Schwermetallen in Tampons gefunden. Sie ging viral, ist aber nicht sehr aussagekräftig.
Bei Mastodynie schmerzen die Brüste. Bei manchen spannt es nur, bei anderen ist bei jeder Bewegung Apokalypse. Und einige nennen es Busenweh.
Die Menstruation wirkt sich auf den Hormonhaushalt aus – und damit auch auf die Insulinaktivität. Eine Studie hat die Zusammenhänge erforscht.
Bremen hat den kostenlosen Zugang zu Menstruationsprodukten in Schulen getestet. Auch in Hamburg haben SPD und Grüne das Thema entdeckt.
Am Weltmenstruationstag hat unsere Autorin nichts zu feiern, denn sie hat das Prämenstruelle Syndrom – und hasst dann alles, sogar ihre Kuscheltiere.
Immer mehr Sportlerinnen wollen während ihrer Periode nicht in weißen Hosen antreten. Manchester City hat nun das Heimspiel-Outfit geändert.