taz.de -- Leipzig nach dem „Tag-X“: Noch am frühen Morgen im Kessel
Die Proteste gegen das Lina-E.-Urteil haben die Nacht über angedauert. Die Polizei kesselte 500 Menschen ein, fünf sind wegen Landfriedensbruch in Haft.
Leipzig dpa/afp | In Leipzig hat die Polizei bis in die frühen Morgenstunden Demonstranten eingekesselt. Das teilte ein Sprecher der Leipziger Polizei am Sonntagmorgen mit. Am Samstagabend hatte die Polizei begonnen, Personalien aufzunehmen. Insgesamt seien schätzungsweise 500 Menschen eingekesselt worden, hieß es. Um Identitäten festzustellen, seien auch Demonstranten mit auf die Polizeiwache gebracht worden.
[1][Nach den Demonstrationen in Leipzig-Connewitz] hat ein Haftrichter bis zum Samstagabend fünf Haftbefehle erlassen. Das teilte eine Sprecherin der Polizei am Samstagabend auf Anfrage mit. Betroffen seien fünf Männer im Alter zwischen 20 und 32 Jahren, die bereits in der Nacht zum Samstag bei Ausschreitungen festgenommen worden seien, sagte eine Sprecherin am Sonntagmorgen. Demnach wird ihnen Landfriedensbruch vorgeworfen.
Weitere Proteste gegen Urteil
In Leipzig waren [2][die gewalttätigen Proteste nach dem Hafturteil gegen die Linksextremistin Lina E.] in der Nacht zum Sonntag weiter gegangen. In der Stadt gebe es „an verschiedenen Stellen Zusammenrottungen von augenscheinlich gewaltbereiten“ Menschen, teilte die sächsische Polizei am Samstagabend im Onlinedienst Twitter mit. Einsatzkräfte seien attackiert sowie Barrikaden errichtet und in Brand gesetzt worden. Die Polizei räume die Barrikaden im Süden der Stadt mit Sonderwagen.
Feuerwehr und Polizei löschten demnach gemeinsam die Barrikaden. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit mehreren Hundertschaften im Einsatz und stellte sich „auf einen gewalttätigen Verlauf in dieser Phase des Einsatzes“ ein. „Wir rufen zur Besonnenheit auf, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen“, hieß es in der Twitter-Mitteilung.
Zwei Polizeibeamte verletzt
In einer Mitteilung der Polizeidirektion Leipzig war ebenfalls von der Errichtung von Barrikaden die Rede. Um die brennenden Barrikaden zu löschen, habe die Polizei Wasserwerfer eingesetzt. Betroffen von den Krawallen war demnach insbesondere der Stadtteil Connewitz. Ein Polizeiposten sei mit Steinen attackiert worden. Dabei seien zwei Beamte verletzt worden, teilte die sächsische Polizei Sonntagfrüh auf Twitter mit.
Lina E. und drei mitangeklagte Männer waren am Mittwoch vom sächsischen Oberlandesgericht in Dresden wegen gewalttätiger Überfälle auf Rechtsextremisten zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. [3][Die linke Szene mobilisierte aus Protest] bundesweit für eine sogenannte „Tag-X-Demo“ am Samstag.
4 Jun 2023
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