taz.de -- Zwischen Israel und Terrorgruppen in Gaza: Waffenstillstand vereinbart
Nach dem Tod eines prominenten palästinensischen Militanten flogen Raketen aus Gaza, Israel reagierte mit Luftangriffen. Nun herrscht wieder Ruhe.
Jerusalem/Berlin rtr/taz | Nach der Eskalation der Gewalt im Nahost-Konflikt infolge des mit dem Palästinensischen Islamischen Dschihad verbundenen und im Hungerstreik verstorbenen Khader Adnan haben sich Israel und bewaffnete palästinensischen Gruppen offenbar auf einen Waffenstillstand verständigt. Die „gegenseitige und gleichzeitige“ Waffenruhe sei um 3:30 Uhr Ortszeit nachts in Kraft getreten, sagten zwei palästinensische Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Vertreter Ägyptens, Katars und der Vereinten Nationen hätten die Feuerpause vermittelt.
[1][Laut der israelischen Zeitung The Times of Israel] ertönte nach dem Abkommen in Südisrael dennoch noch einmal eine Raketenwarnsirene. Am Mittwochmorgen erklärte Israels Armee eine „vollständige Rückkehr zur Routine“ im Grenzgebiet zum Gazastreifen.
Adnans Tod in israelischem Gewahrsam war der Grund für den Gewaltausbruch: Militante Palästinenser feuerten nach Angabe der Nachrichtenagentur dpa mindestens 30 Raketen und sechs Mörsergranaten auf Israel. Die israelische Luftwaffe reagierte mit Angriffen auf den Küstenstreifen. Auf beiden Seiten gab es Verletzte. Im Westjordanland wurde – Adnan zu Ehren – gestreikt und demonstriert.
Der 45-jährige Adnan war ein prominentes Mitglied der [2][Terrorgruppe Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ)] im teilweise besetzten Westjordanland. Israel warf ihm Terrorismus vor, nahm ihn mehrfach in Administrativhaft. Diese ermöglicht es Staaten, Menschen auch ohne vorherige Verurteilung durch ein Gericht festzuhalten. Adnan trat regelmäßig in den Hungerstreik, um dagegen zu protestierten. Laut dem katarischen Medienhaus al-Dschasira hinterlässt er neun Kinder.
Wie die den Gazastreifen beherrschende islamistische Hamas lehnt auch der PIJ jegliche Friedensvereinbarungen zwischen den Palästinensern und Israel ab und [3][fordert die Zerstörung] des israelischen Staates.
3 May 2023
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Der israelische Minister Ben-Gvir wollte zu einem diplomatischen Empfang der EU. Die hat den nun abgesagt. Ein Delegationsmitglied twittert, weshalb.
Der Tod des hungerstreikenden palästinensischen Gefangenen Khader Adnan ist eine Tragödie. Absurd ist allerdings der Vorwurf, Israel habe ihn ermordet.
Die Deutschen reden viel über Israel, aber wenig von Antisemitismus. Meron Mendel und Anna Staroselski im Gespräch über Grenzen der Kritik.
Palästinenser und Israelis, die die Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben, formulierten gemeinsam einen neuen Plan: die Konföderation im Heiligen Land.