taz.de -- Taliban schränken Rechte weiter ein: Frauen müssen wieder Burka tragen

Der Taliban-Chef in Afghanistan hat die Ganzkörperbedeckung für Frauen angeordnet. Dies sei „traditionell und respektvoll“, erklärte er.
Bild: Seit der Machtübernahme im August war das Tragen der Burka nur empfohlen worden

Kabul afp | Die radikal-islamischen Taliban haben die Rechte von Frauen in Afghanistan weiter eingeschränkt: Künftig müssen Afghaninnen auf Anordnung von [1][Taliban-Chef Hibatullah Achundsada] in der Öffentlichkeit wieder eine Burka tragen. Sie sollten die Ganzkörperbedeckung tragen, „da dies traditionell und respektvoll“ sei, erklärte Achundsada in einem Erlass am Samstag. Es ist eine der bislang striktesten Einschränkungen für das Leben afghanischer Frauen [2][seit der erneuten Machtübernahme der Islamisten] im vergangenen August.

„Jene Frauen, die nicht zu alt oder zu jung sind, müssen gemäß den Scharia-Richtlinien ihr Gesicht mit Ausnahme der Augen bedecken“, heißt es in dem Erlass. Auf diese Weise sollten „Provokationen“ in der Begegnung mit Männern vermieden werden, die keine engen Verwandten sind. Frauen sollten zudem „besser zuhause bleiben“, wenn sie keine wichtige Angelegenheit außer Haus zu erledigen hätten.

Bereits während der ersten Herrschaft der Islamisten war die Burka, die auch die Augen der Trägerin mit einer Art Gitter aus Stoff bedeckt, für Frauen Pflicht. Seit der Machtübernahme im August war das Tragen der Burka nur empfohlen worden. Vorgeschrieben war bereits der Hidschab, ein Kopftuch, das das Gesicht freilässt. Vor allem in ländlichen Gebieten trugen jedoch bereits viele Frauen in dem zutiefst konservativ und patriarchalisch geprägten Land die Ganzkörperbedeckung.

Das gefürchtete Ministerium für die Förderung der Tugend und die Verhütung des Lasters hatte in den vergangenen Monaten mehrere „Richtlinien“ für die Kleidung von Frauen herausgegeben. Der Erlass vom Samstag war die erste landesweite Anordnung dieser Art.

Nach ihrer Machtübernahme hatten die Islamisten eine moderatere Regierung als während ihrer Herrschaft zwischen 1996 und 2001 versprochen. In den vergangenen Monaten wurden jedoch zahlreiche Freiheiten von Frauen beschnitten. Die weiterführenden Schulen für Mädchen wurden zunächst geöffnet und [3][nach wenigen Stunden wieder geschlossen].

Zehntausende Frauen, die für die Regierung gearbeitet hatten, verloren ihre Arbeitsplätze. Frauen dürfen das Haus zudem nur noch in Begleitung eines männlichen Verwandten verlassen. Außerdem wurden sie angewiesen, Parks in der afghanischen Hauptstadt an anderen Tagen als die Männer zu besuchen.

Vereinzelt hatten afghanische Frauen gegen die Restriktionen demonstriert. Die Taliban gingen gegen die nicht genehmigten Kundgebungen jedoch strikt vor und nahmen mehrere Initiatorinnen fest.

7 May 2022

LINKS

[1] /Regierungsbildung-in-Afghanistan/!5797653
[2] /Protest-gegen-Taliban-in-Afghanistan/!5790026
[3] /Bildungsmisere-in-Afghanistan/!5840287

TAGS

Taliban
Schwerpunkt Afghanistan
Frauenrechte
Burka
Frauenrechte
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Pressefreiheit
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan

ARTIKEL ZUM THEMA

Verschärfte Maßnahmen der Taliban: Kein weibliches Gesicht mehr im TV

Afghanistans Taliban-Regierung schränkt Frauen- und andere Bürgerrechte weiter ein. Die Unabhängige Menschenrechtskomission wird aufgelöst.

Taliban in Afghanistan: Totalitäre Amateure

Die Taliban haben in Afghanistan einen neuen Burka-Erlass verhängt. Doch haben sie so mancherorts Probleme, die Unterdrückungsmaßnahmen umzusetzen.

Journalist*innen aus dem Beruf gedrängt: Afghanische Medien in Trümmern

Der lebhafte Journalismus droht nach der Machtübernahme der Taliban auszusterben. Reporter ohne Grenzen bekommt fast täglich Hilferufe.

Bildungsmisere in Afghanistan: Höhere Mädchenschulen bleiben zu

Die Taliban brechen kurzfristig ihre frühere Zusage, dass Schülerinnen ab Klasse 7 wieder zum Unterricht kommen dürfen. Die Gründe bleiben unklar.

Protest gegen Taliban in Afghanistan: Erster Widerstand am Hindukusch

Am Nationalfeiertag protestieren Afghanen im ganzen Land gegen die Taliban. Auch bewaffnete Gegenwehr formiert sich. Mit einem Gegenpräsidenten.