taz.de -- Israelboykott bei Olympia: Nourine gehört disqualifiziert

Der Algerier Fethi Nourine wollte nicht gegen den Israeli Tohar Butbul antreten. So unsportliches Verhalten muss bei Olympia ausgeschlossen werden.
Bild: Der Algerier Nourine wollte nicht gegen den Israeli Butbul (hier in Blau) antreten

Der algerische Judoka Fethi Nourine wird ärgerlich die Hände über den Kopf gerissen haben, als ihm das Los den Gegner Tohar Butbul verschaffte. Da bereitet er sich jahrelang auf das Sportereignis schlechthin vor, trainiert sich die Muskeln wund, um ganz vorn mitzumachen, und dann kommt ihm so ein Israeli in die Quere. Weil [1][Nourine nicht gegen Butbul antreten wollte, zog er sich aus dem Wettkampf zurück.] Kurzer Auftritt in Tokio. Diese Reise hätte er sich sparen können.

Dabei hätte er zu einem Kampf wenigstens noch antreten können. Denn erst nach einem Sieg wäre Butbul sein Gegner geworden. Nourine wollte offenbar keine Chance verpassen, um der Welt seine Botschaft kundzutun: Er verzichtet auf Olympia, weil „die palästinensische Sache größer ist als ich“. Welch ehrenwerter Akt. Nourine wird die palästinensische Sache damit sicher entscheidend vorantreiben.

[2][Die Bühne vor einem so breiten Publikum mag verlockend sein für IdeologInnen, WeltverbessererInnen und eben auch FanatikerInnen.] Doch abgesehen davon, dass Olympia die Welt zusammenbringen soll, müsste man bei einem Sportler erwarten, dass sein Ziel doch vorrangig der Sieg auf der Matte ist.

Bei allem Respekt für das unterdrückte palästinensische Volk – gibt es wirklich keine drängenderen Probleme in der Welt für den Algerier, der rund 3.000 Kilometer Luftlinie von Israel entfernt lebt, als dieses? Die Hungersnot im Jemen, der Vormarsch der Taliban, Hongkong, Myanmar, Belarus? Alles nicht so wichtig wie das Leid der Menschen in Ramallah und Hebron.

Auffallend oft richtet sich der Zorn der Sportler, bei denen es sich auffallend oft um Judokas handelt, gegen den jüdischen Staat. Vor vier Jahren in Rio verweigerte der Ägypter [3][Islam El Shehaby] nach dem Kampf und seiner Niederlage gegen einen Israeli dem Gegner die Hand. Solch unsportliches Verhalten gehört nicht zu Olympia. Fethi Nourine gehört deshalb für immer disqualifiziert.

Für den Israeli läuft es hingegen gar nicht so übel. Butbul steigt nun automatisch in die nächste Runde auf. Vermutlich hätte er den Algerier ohnehin geschlagen, denn der steht auf der Weltrangliste der Leichtgewicht-Judokas weit hinter ihm.

26 Jul 2021

LINKS

[1] /Algerischer-Judoka-zieht-Olympia-Teilnahme-zurueck/!5789010
[2] /Politische-Athleten-bei-Olympia/!5787490
[3] /Politbuehne-Olympia/!5332211

AUTOREN

Susanne Knaul

TAGS

Anti-Israel
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Judo
Antisemitismus
Algerien
Proteste in Iran
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Eröffnungsfeier
Schwerpunkt Coronavirus

ARTIKEL ZUM THEMA

Boykott des Iran im Sport: Schutz der Athlet:innen

Die Sportlerin Elnas Rekabi wurde mutmaßlich verschleppt, nachdem sie ohne Kopftuch kletterte. Warum werden Sanktionen im Sport so wenig diskutiert?

Sportkonflikt Iran gegen Israel: Die silberne Rückkehr

Der iranische Judoka Saeid Mollaei sollte 2019 nicht gegen einen Israeli kämpfen. Er floh nach Deutschland – und gewann nun Silber für die Mongolei.

Dauerduell im Schwimmbecken: Finale der fleißigen Frauen

Die Australierin Ariarne Titmus besiegt über 400 Meter Freistil die Topfavoritin Katie Ledecky aus den USA. Aber das Duell geht weiter.

Tokio zu Beginn der Olympischen Spiele: Ausgesperrte Gastgeber

Außerhalb der Blase mag keine olympische Stimmung aufkommen. Die Coronabeschränkungen für die Bevölkerung passen nicht zum Treiben der Sportler.

Olympia-Eröffnungsfeier: Tokioter Elegien

Die Olympischen Sommerspiele in Tokio sind eröffnet. Zuschauer und Vorfreude gibt's beim Opening meist nur in homöopathischen Dosen.

Nachrichten in der Coronakrise: Mit Corona bei Olympischen Spielen

Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 12,2. Spanien will 7,5 Millionen Impfdosen spenden. Bei den Olympischen Spielen wurden drei Sportler positiv getestet.