taz.de -- Aktion gegen sexualisierte Gewalt: „Ich bin Fußballerin, kein Objekt“

Der Fußballklub Berolina Mitte veranstaltet ein Laufevent gegen sexualisierte Gewalt im Sport. Katharina vom Dahl ist eine der Initiatorinnen.
Bild: Auf dem Fußballplatz geht es leider nicht immer nur um den Sport

taz: Frau vom Dahl, Sie wollen mit dem Projekt „Clubs for Change“ Vereine [1][für sexualisierte Gewalt im Sport] sensibilisieren. Warum ist das gerade hier wichtig?

Katharina vom Dahl: In den letzten Monaten wurde medial vor allem in anderen Bereichen, wie der katholischen Kirche, über sexualisierte Gewalt berichtet. Wir wollen mit der Aktion zeigen, dass es auch im Breitensport passiert, und die Wahrnehmung darauf lenken.

Gibt es in ihrem Verein einen konkreten Vorfall, der das Projekt angestoßen hat?

Nein, wir haben im Verein kein grundsätzliches Problem mit körperlicher, sexualisierter Gewalt. Wir erleben eher die abgeschwächte Version davon in Form von unangebrachten sexualisierten Sprüchen vom Spielfeldrand.

Auch das kann schon eine Grenzüberschreitung sein.

Definitiv. Verbale Äußerungen wie „Ey Süße“ überschreiten für viele eine Grenze. Wenn ich auf dem Feld stehe, bin ich Fußballerin und kein Objekt. Ein Fußballplatz sollte ein schöner Ort sein, an dem sich alle wohlfühlen.

Wie kann die Aktion dazu beitragen?

Wir erhoffen uns von dem Projekt, dass Täter*innen abgeschreckt werden, weil die Haltung unseres Vereins klar ist. Gleichzeitig sollen auch Zeug*innen aufmerksam sein und einschreiten, wenn sie etwas mitbekommen. Wir möchten sexualisierter Gewalt präventiv begegnen und dafür sorgen, dass es kein Tabuthema bleibt.

Was sind konkrete Präventionsmaßnahmen?

Seit diesem Jahr bieten wir in unserem Verein eine Reihe von Onlineworkshops an. Zum Beispiel für Übungsleiter*innen und auch für die Spielerinnen selbst, damit sie lernen, wie man mit verbalen Übergriffen umgeht. Außerdem erstellen wir gerade ein Präventions- und Interventionskonzept, weil uns der Opferschutz sehr wichtig ist. Hier ist dann schriftlich festgehalten, wie wir als Verein bei einem Fall von sexualisierter Gewalt vorgehen.

Gab es vorher keine Vorgaben, welche Schritte in einem solchen Fall eingeleitet werden müssen?

Alle großen Sportverbände bieten hierfür Vorlagen und Material an. Wir erfinden das Rad mit der Aktion also nicht neu, schlagen aber die Brücke, um das Thema auch auf die Agenda kleinerer Vereine zu bringen.

Um auch öffentlichkeitswirksam auf sexualisierte Gewalt im Sport aufmerksam zu machen, hat Ihre Frauen- und Juniorinnen-Abteilung das Laufevent am Sonntag ins Leben gerufen. Wie läuft das ab?

Damit die Aktion coronakonform ist, haben wir innerhalb des Vereins Laufteams gebildet, die zu zweit unterschiedliche Routen in Berlin joggen werden. Es beteiligen sich nicht nur die 1. Frauen- und Herrenmannschaft, sondern Spieler und Spielerinnen aus allen Frauen- und Herrenmannschaften des Vereins. Sie werden Laufjacken mit unserem Projektlogo tragen, um so Aufmerksamkeit zu erregen. Bei den Strecken war uns wichtig, dass sie nicht nur an typischen Berliner Merkmalen, sondern auch an Berliner Sportplätzen vorbeiführen. Der Lauf endet insgesamt an unserem Berolina-Sportplatz, aber nicht alle Einzelrouten.

Wie können Nichtmitglieder die Aktion unterstützen?

Wir rufen dazu auf, dass alle mitlaufen, die auch ein Zeichen gegen sexualisierte Gewalt setzen möchten. Dazu kann jede*r ortsunabhängig mitmachen. Die gelaufene Strecke kann dann über eine geeignete App getrackt und auf Instagram mit dem Hashtag #clubsforchange und einer Verlinkung unserer Frauenmannschaft (@berofrauen) geteilt werden.

Das Projekt heißt „Clubs for Change“ – Plural also. Bisher beteiligt sich aber nur der Verein Berolina Mitte.

Momentan sind wir in Berlin noch der einzige Fußballverein, der sich an dem Projekt beteiligt. Wir hoffen aber darauf, Antreiber zu sein, damit sich mehr Vereine im Breitensport gegen sexualisierte Gewalt einsetzen.

15 May 2021

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[1] /Gewalt-gegen-Sportlerinnen/!5765672

AUTOREN

Jacqueline Dinser

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