taz.de -- Dänemark verbannt AstraZeneca-Vakzin: Gefahr für globale Impfkampagne

Die dänische Regierung stellt Corona-Impfungen mit AstraZeneca dauerhaft ein. Das hat Auswirkungen auf das Vertrauen in den Impfstoff.
Bild: Milliarden Menschen warten noch auf eine Impfung, hier in Ciudad Juarez in Mexiko am 12. April

Berlin taz | Die Negativ-Schlagzeilen um die adenovirusbasierten Impfstoffe reißen nicht ab. Nachdem eine Reihe von EU-Ländern im März beschlossen hatte, die Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin nur noch auf ältere Bevölkerungsgruppen zu beschränken, setzt Dänemark die Impfungen mit dem Präparat des britisch-schwedischen Unternehmens nun ganz aus und will es auch künftig nicht mehr verwenden.

Es bestehe ein Zusammenhang zwischen dem Impfstoff von AstraZenca und sehr seltenen Fällen ungewöhnlicher Blutgerinnsel, Blutungen und niedriger Blutplättchenzahlen, teilte die dänische Gesundheitsverwaltung mit. Dies sowie die Tatsache, dass die Coronapandemie in Dänemark derzeit unter Kontrolle sei und andere Vakzine gegen Covid-19 zur Verfügung stünden, seien maßgeblich bei der Entscheidung gewesen, das Impfprogramm ohne [1][AstraZeneca] weiterzuführen.

Auch bei dem gerade erst zugelassenen Impfstoff von Johnson & Johnson gibt es Probleme. Der US-Konzern verschob wegen ebenfalls möglicher Thrombose-Erkrankungen die Auslieferung nach Europa.

Nicht nur für die Unternehmen selbst, sondern für die weltweite Impfkampagne ist Dänemarks Verzicht ein weiterer herber Rückschlag. Beide Impfstoffe galten als vielversprechend, vor allem für die [2][Länder des Globalen Südens]. Dort können wegen unzureichender Kühlketten die sehr viel empfindlicheren mRNA-Vakzine der Firmen Biontech und Moderna nicht so leicht angewandt werden wie in den reichen Ländern.

Verzichten die Industrieländer auf das Präparat von AstraZeneca, droht auch in armen Ländern das Vertrauen verloren zu gehen. Anders als etwa in Dänemark haben sie aber keine Wahl. Viele Menschen dort lassen sich womöglich gar nicht impfen. Die Folge: Die Pandemie ginge in die Verlängerung.

14 Apr 2021

LINKS

[1] /Internist-ueber-Impfen-mit-AstraZeneca/!5764791
[2] /Impfstoff-fuer-arme-Laender/!5759149

AUTOREN

Felix Lee

TAGS

Dänemark
AstraZeneca
Impfung
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Gastkommentar
Dänemark
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus

ARTIKEL ZUM THEMA

Globaler Kampf gegen die Pandemie: Ohne Impfstoff keine Chance

Die Coronapandemie hat uns alle getroffen. Jetzt sollten wir sie gemeinsam besiegen – indem überall auf der Welt genügend Impfstoff ankommt.

Verzicht auf Johnson-&-Johnson-Impfstoff: Dänemark bremst sich selbst

Nach AstraZeneca verzichtet Kopenhagen nun auch auf Impfungen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson. Das hat Folgen für das Impftempo.

Dänische Probe aufs Exempel: Der Klimabürgerrat hat geliefert

In Dänemark hat der Zusammenschluss von 99 zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern die ersten Ergebnisse vorgestellt.

Bundesländer geben AstraZeneca frei: Wer zu lange wartet, verliert

Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Bayern haben die Priorisierung für den AstraZeneca-Impfstoff aufgehoben – völlig zu Recht.

Nebenwirkungen bei Corona-Impfung: Was ist los mit diesen Impfstoffen?

Thrombosen nach Vektor-Impfungen treten nur sehr selten auf, führen aber zu Lieferstopps. Ein Forscherteam ist den Ursachen auf der Spur.

Corona in Asien: Auch China muss durchimpfen

China ist praktisch von Corona befreit, trotzdem führt auch hier kein Weg an der Herdenimmunität vorbei. Impfen ist nötig, um das Land zu öffnen.

Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: „Die Lage spitzt sich zu“

Innenminister Horst Seehofer ist gegen Corona geimpft. Kanzlerin Merkel ist am Freitag dran. RKI-Chef Wieler drängt auf weitere Einschränkungen.

Impfskepsis in Fernost: Chinas Vakzin weniger wirksam

Chinas Behörden haben bei ihrer Covid-19-Impfkampagne mit niedrigen Schutzraten der Vakzine zu kämpfen – und einer skeptischen Bevölkerung.

Corona-Impfungen beim Hausarzt: Das Glück beim Doktor

Ein besonderer Tag für Anita Drews: Endlich wird sie geimpft – und das um die Ecke. Die Nachfrage beim Hausarzt übersteigt das Angebot mehrfach.