taz.de -- Dänemark verbannt AstraZeneca-Vakzin: Gefahr für globale Impfkampagne
Die dänische Regierung stellt Corona-Impfungen mit AstraZeneca dauerhaft ein. Das hat Auswirkungen auf das Vertrauen in den Impfstoff.
Berlin taz | Die Negativ-Schlagzeilen um die adenovirusbasierten Impfstoffe reißen nicht ab. Nachdem eine Reihe von EU-Ländern im März beschlossen hatte, die Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin nur noch auf ältere Bevölkerungsgruppen zu beschränken, setzt Dänemark die Impfungen mit dem Präparat des britisch-schwedischen Unternehmens nun ganz aus und will es auch künftig nicht mehr verwenden.
Es bestehe ein Zusammenhang zwischen dem Impfstoff von AstraZenca und sehr seltenen Fällen ungewöhnlicher Blutgerinnsel, Blutungen und niedriger Blutplättchenzahlen, teilte die dänische Gesundheitsverwaltung mit. Dies sowie die Tatsache, dass die Coronapandemie in Dänemark derzeit unter Kontrolle sei und andere Vakzine gegen Covid-19 zur Verfügung stünden, seien maßgeblich bei der Entscheidung gewesen, das Impfprogramm ohne [1][AstraZeneca] weiterzuführen.
Auch bei dem gerade erst zugelassenen Impfstoff von Johnson & Johnson gibt es Probleme. Der US-Konzern verschob wegen ebenfalls möglicher Thrombose-Erkrankungen die Auslieferung nach Europa.
Nicht nur für die Unternehmen selbst, sondern für die weltweite Impfkampagne ist Dänemarks Verzicht ein weiterer herber Rückschlag. Beide Impfstoffe galten als vielversprechend, vor allem für die [2][Länder des Globalen Südens]. Dort können wegen unzureichender Kühlketten die sehr viel empfindlicheren mRNA-Vakzine der Firmen Biontech und Moderna nicht so leicht angewandt werden wie in den reichen Ländern.
Verzichten die Industrieländer auf das Präparat von AstraZeneca, droht auch in armen Ländern das Vertrauen verloren zu gehen. Anders als etwa in Dänemark haben sie aber keine Wahl. Viele Menschen dort lassen sich womöglich gar nicht impfen. Die Folge: Die Pandemie ginge in die Verlängerung.
14 Apr 2021
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