taz.de -- Polizeieinsatz wegen Rigaer94: Grüne gehen Innensenator an
Die Absage des Polizeieinsatzes koste 500.000 Euro, sagt Innensenator Geisel (SPD). Der Koalitionspartner will das nicht auf sich sitzen lassen.
Berlin taz | Im Streit um die hohen Kosten für [1][den abgesagten Polizeieinsatz im Hausprojekt Rigaer94] in Berlin-Friedrichshain gehen Berlins Grüne im Abgeordnetenhaus zum Angriff über. Sie legten in der Sitzung am Donnerstag nahe, SPD-Innensenator Andreas Geisel habe diese verursacht – und nicht ihr grüner Stadtrat im grün regierten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Florian Schmidt.
Geisel hatte zuvor in der Plenarsitzung auf eine Frage des CDU-Abgeordneten Kurt Wansner Polizeiangaben bestätigt, wonach die Verschiebung der für den 11. und 12. März geplanten Begehung des Hauses durch den Eigentümer das Land rund 500.000 Euro kostet. Laut Geisel handle es sich um Stornierungskosten für Hotelbetten, die das Land für zur Unterstützung angeforderte Polizisten aus anderen Bundesländern reserviert hatte.
Das auf diese Weise verstärkte Polizeiaufgebot begründete Geisel damit, der Brandschutzgutachter sei Bedrohungen ausgesetzt gewesen und müsse geschützt werden. Schmidt hatte durch eine [2][eigenständige Begehung am Dienstag] versucht, den bereits terminierten Großeinsatz noch abzuwenden. Die Bewohner des bundesweit bekannten Hausprojekts befürchten, die Brandschutzbegutachtung sei letztlich der Vorwand für eine Räumung; sie hatten daraufhin Widerstand angekündigt.
Nachdem der CDU-Abgeordnete Wansner im Parlament darauf gedrängt hatte, der zuständige Bezirksbaustadtrat Schmidt solle die Kosten tragen, meldete sich Schmidts Parteifreund Daniel Wesener zu Wort, der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion. Er warf dem Innensenator vor, den nun verschobenen Termin der Begehung ohne Rechtssicherheit angesetzt zu haben.
Könne sich Geisel vorstellen, dass er selbst den Schaden verursacht habe?, fragte der Grünen-Abgeordnete. Der Innensenator verneinte das. „Hätte es ein normales rechtsstaatliches Verwaltungshandeln gegeben, wäre der Termin zu halten gewesen“, sagte er.
Geisel: Nächster Termin wird vorbereitet
In der Rigaer Straße hätten die Anwohner nicht wie üblich per Post benachrichtigt weden können, weil es laut Geisel keine zugänglichen Briefkästen gibt und der Eigentümer nicht wisse, wer im Haus wohnt. Deshalb müsse die Ankündigung der Begehung auf andere Weise bekannt gemacht und daher im Amtsblatt und im Internet veröffentlicht werden. „Das macht 14 Tage Frist nötig“, sagte Geisel. „Der nächste Termin ist jetzt in der Abstimmung.“ Das Bezirksaufsichtsverfahren des Senats laufe „selbstverständlich“ weiter.
11 Mar 2021
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Die Bewohner*innen der Rigaer 94 wollen eine geplante Brandschutzprüfung weiterhin verhindern. Auf der Straße brennen nun Barrikaden.
Am Montag sollte über die Räumung der Kneipe Kadterschmiede verhandelt werden. Nun liegt ein Befangenheitsantrag gegen die Richter vor.
Die Linksfraktion will angesichts der Pandemie Räumungen auch für Gewerbe aussetzen. Sie zielt damit unter anderem auf die Szenekneipe „Meuterei“.
Wer darf überhaupt und wer soll zuerst? Die Brandschutzbegehung in der Rigaer 94 durch den Bezirk missfällt dem Senat.
Der Bezirk ebnet den rechtlichen Weg für eine weitere Brandschutzprüfung, diesmal mit den Eigentümern. Gleichwohl hält er diese für überflüssig.
Der grüne Stadtrat entschärft einen für die Koalition gefährlichen Konflikt. Innensenator Geisel tut gut daran, das einzugestehen.
Überraschend hat am Dienstagmorgen eine Brandschutzbegehung in der Rigaer 94 stattgefunden. Eigentümer und Senat sind düpiert.