taz.de -- Strategien gegen Klimawandel: Breite Bewegung wird gebraucht
Die Klimakrise unterscheidet nicht zwischen Bundestagsrede oder Baggerbesetzung. Wer sich für eine klimagerechte Welt einsetzt, ist Teil der Bewegung.
Die [1][Bundestagskandidaturen einiger Klimaaktivist*innen] sorgten zuletzt für Aufregung: Sollte die Klimabewegung ins Parlament wechseln oder kann radikaler Klimaschutz nur auf der Straße eingefordert werden? Wir brauchen selbstverständlich beides. Parlamentarische Kontrolle innerhalb des Parlaments, kreative und kompromisslose Proteste außerhalb. Beim Konjunkturpaket haben wir schon gezeigt, was das heißt: Die Verhinderung der Autoprämie war ein Vorgeschmack auf das, was gemeinsam möglich ist.
Vor knapp einem Jahr haben wir am 20. 9. erlebt, wie krass die Erwartungen der Klimabewegung vom müden Klimapäckchen der Bundesregierung enttäuscht wurden. Die Groko hat die Klimabewegung selbst politisiert und dafür gesorgt, dass auch im nächsten Parlament noch viel mehr starke grüne Stimmen sitzen wollen und werden.
Die so lange monierte Politikverdrossenheit der Jugend wurde auf der Straße niedergestreikt und in den deutschen Tagebaugruben weggehüpft. So hatten sich das die Boomer mit der Politisierung junger Leute vielleicht nicht gewünscht, sollte es da doch besser um vorausschauende Altersvorsorge oder Leidenschaft für eine schlanke Steuerreform gehen. Es geht aber – mal wieder – um alles.
Das Gefühl kenne ich als Grüne nur zu gut. Den Wunsch, alles zu verändern und endlich mitzugestalten, um ein ökologisch und ökonomisch wahnsinniges System grundlegend aufzuräumen. Das Anketten am Castor-Transport und das Anketten vor dem Autolobbyverband sprechen da die gleiche Sprache. Als parlamentarische Beobachterin habe ich viele Aktionen der Klimabewegung begleitet und erinnere mich besonders gern an eine Nacht mit Ende Gelände [2][in der Grube des Tagebaus Garzweiler]. Dort habe ich erlebt, wie Aktivist*innen heute genauso wie vor 40 Jahren für das Gleiche brennen: eine lebenswerte Welt.
Die Klimakrise unterscheidet nicht zwischen Bundestagsrede, Schulstreik oder Baggerbesetzung. Wer sich für eine klimagerechte Welt einsetzt, ist Teil der Bewegung.
18 Sep 2020
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Das Jahr geht langsam zu Ende. Zeit für eine entscheidende Frage: Sind Sie im Team „Macht und Geld“ oder im Team „Kunst und Liebe“?
Zum Globalen Streiktag am 25. September übernehmen Aktivist*innen die taz. Viel Respekt gegenüber den taz-Strukturen zeigen sie nicht. Gut so!
Fridays for Future (FFF) Oldenburg hat zusammen mit der Stadt einen Leitantrag erarbeitet, der Oldenburg klimaneutral machen soll. Klappt das?
Sie sind gegen das Abbaggern von Braunkohle. Zehn AktivistInnen müssen deshalb in Gewahrsam – auf umstrittener Rechtsgrundlage.
Fridays for Future debattieren, ob Aktivist:innen bei Wahlen kandidieren sollen. Viele „Seitenwechsler“ von früher raten ihnen dazu.