taz.de -- Parteitag der US-Demokraten: Biden wird offizieller Kandidat
Mit großer Mehrheit wird Joe Biden als Herausforderer von Trump bei der Präsidentschaftswahl gewählt. Virtuell erhält er viel Unterstützung.
Milwaukee afp | Der frühere US-Vizepräsident Joe Biden ist offiziell der Herausforderer von Präsident Donald Trump bei der Wahl am 3. November. Die oppositionellen Demokraten kürten den 77-Jährigen am Dienstagabend (Ortszeit) [1][bei ihrem virtuellen Parteitag] zum Präsidentschaftskandidaten. Während die früheren Präsidenten Jimmy Carter und Bill Clinton für Biden warben, hielt dessen Ehefrau Jill eine sehr persönliche und bewegende Rede.
[2][Joseph R. Biden hatte sich im Vorwahlrennen der Demokraten] durchgesetzt und stand seit April als Präsidentschaftskandidat der Partei fest. Beim wegen der Coronapandemie weitestgehend virtuell abgehaltenen Parteitag wurde er nun offiziell von den Delegierten mit großer Mehrheit zum Kandidaten gewählt. Zwar stand der linke Senator Bernie Sanders ebenfalls zur Wahl; Bidens Sieg galt aber als reine Formsache.
Der 77-Jährige dankte den Delegierten in einer Video-Live-Schalte „von tiefstem Herzen“. „Das bedeutet mir und meiner Familie alles.“ Der langjährige Senator wird am Donnerstag zum Abschluss des Parteitags von seinem Heimatstaat Delaware aus seine Nominierungsrede halten.
Bei der Abstimmung schalteten die Demokraten per Video in alle 57 Bundesstaaten und Territorien der USA. Beim sogenannten Roll Call wurde dann verkündet, wie viele Delegiertenstimmen an Biden und wie viele an Sanders gehen. Der Mitte-Politiker Biden ist nach seinem Vorwahlerfolg auf das linke Parteilager zugegangen und hat Vorschläge des progressiven Flügels übernommen, ohne grundsätzlich von seinem moderaten Kurs abzuweichen.
Prominente Unterstützer
Ex-Präsident Carter warb am Dienstag in einer Audiobotschaft für Biden. „Joe hat die Erfahrung, die Charakterstärke und die Anständigkeit, uns zusammenzuführen und Amerikas Großartigkeit wiederherzustellen.“ Ex-Präsident Clinton fuhr in einer Videobotschaft scharfe Attacken gegen Trump: „In Zeiten wie diesen sollte das Oval Office eine Kommandozentrale sein. Stattdessen ist es ein Unruheherd. Es herrscht nur Chaos.“
Auch der Republikaner und frühere US-Außenminister Colin Powell hat zur Wahl Bidens aufgerufen. „Heute sind wir ein gespaltenes Land, und wir haben einen Präsidenten, der alles in seiner Macht Stehende tut, damit es so bleibt“, sagte Powell. Biden hofft, bei der Präsidentschaftswahl viele von Trump enttäuschte konservative Wähler für sich gewinnen zu können.
Höhepunkt des Abends war die Rede von Bidens Ehefrau Jill. Sie versprach, ihr Mann werde bei einem Wahlsieg Führungsstärke und Mitgefühl ins Weiße Haus bringen. Die 69-Jährige sprach über die Schicksalsschläge im Leben ihres Mannes, der durch einen Autounfall seine erste Frau und eine Tochter und durch Krankheit einen Sohn verloren hat.
„Wie bringt man eine gebrochene Familie wieder zusammen? Genauso, wie man eine Nation zusammenbringt: Mit Liebe und Verständnis und kleinen Gesten der Güte, mit Mut, mit unerschütterlichem Glauben“, sagte die frühere Second Lady.
Biden zieht [3][gemeinsam mit der schwarzen Senatorin Kamala Harris als Vize-Kandidatin] in den Wahlkampf gegen Trump. Harris wird am Mittwoch ihre Parteitagsrede halten.
19 Aug 2020
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