taz.de -- Donald Trump wütet gegen Twitter: Angriff auf soziale Medien

Nach dem Faktencheck eines Tweets von Trump kündigt dieser eine Regulierung sozialer Netzwerke an. Schon für Donnerstag ist eine Verfügung geplant.
Bild: Nur leere Drohungen oder eine gefährliche Attacke auf soziale Medien?

Washington dpa | Nach der [1][Verärgerung von Donald Trump über Twitter] hat das Weiße Haus eine Verfügung des US-Präsidenten zu sozialen Medien angekündigt. Eine Sprecherin des Weißen Hauses sagte am Mittwochabend (Ortszeit) auf Trumps Rückflug von Cape Canaveral nach Washington Angaben mitreisender Journalisten zufolge, Trump werde an diesem Donnerstag eine Verfügung zu sozialen Medien unterzeichnen. Details wurden zunächst nicht bekannt. Trump hatte zuvor gedroht, soziale Medien zu regulieren oder ganz zu schließen, weil sie konservative Stimmen unterdrückten.

Unklar blieb, auf welcher rechtlichen Grundlage die Regierung eine solche Regulierung unternehmen könnte. Hintergrund ist, dass Twitter am Mittwoch [2][erstmals einen Tweet des Präsidenten einem Faktencheck unterzogen hatte]. Trump hatte in seiner Twitter-Nachricht ohne Belege und entgegen allen bekannten Fakten behauptet, dass Briefwahl Wahlbetrug Vorschub leiste, was der Faktencheck als irreführend einordnete. Trump warf Twitter daraufhin vor, sich in die US-Präsidentschaftswahl im November einzumischen.

Trump schrieb am Mittwochabend auf Twitter, ebenfalls ohne faktische Grundlage, große Technologiekonzerne unternähmen alles, was in ihrer Macht stehe, um vor der Präsidentschaftswahl im kommenden November Zensur auszuüben. „Wenn das geschieht, haben wir unsere Freiheit nicht mehr. Das werde ich niemals zulassen!“ Trump bemüht sich im November um eine zweite Amtszeit.

Dem US-Präsidenten folgen auf Twitter mehr als 80 Millionen Menschen – ein über Jahre aufgebautes Publikum, das er nicht ohne weiteres zu einem anderen Dienst übertragen kann. Der Plattform wurde wiederholt vorgeworfen, nicht gegen falsche, irreführende oder beleidigende Tweets Trumps vorzugehen. Zuletzt sorgte für Kritik, dass Trump auf Twitter eine Verschwörungstheorie über einen vermeintlichen Mord anheizt, obwohl der Witwer des Opfers inständig darum bittet, das zu unterlassen.

Trump wollte am Mittwoch in Cape Canaveral dem ersten bemannten Flugtest einer US-Raumkapsel seit knapp neun Jahren beiwohnen. Wegen schlechten Wetters wurde der Start auf Samstag verschoben.

28 May 2020

LINKS

[1] /Twitter-warnt-vor-Trump-Tweet/!5685255
[2] /Twitter-fact-checkt-Trump/!5688837

TAGS

Desinformation
Twitter / X
Donald Trump
Social Media
Schwerpunkt USA unter Trump
EFF
Twitter / X
Twitter / X
Schwerpunkt Coronavirus

ARTIKEL ZUM THEMA

Corona-Katastrophe in den USA: Revolte als Selbstzweck

Konservative Anarchisten sind für die 100.000 Pandemie-Opfer in den USA verantwortlich. Es ist an der Zeit, Donald Trump anders zu lesen.

Donald Trump gegen soziale Netzwerke: Der Troll als Gesetzgeber

Der US-Präsident erlässt eine Verfügung, die die großen Internetplattformen empfindlich treffen kann. Hintergrund ist ein Streit mit Twitter.

Twitter warnt vor Trump-Tweet: Halbe Courage

Donald Trump dient Twitter als wichtigster Lieferant von Aufmerksamkeit. Der „Faktencheck“ des Kurznachrichtendienstes ist daher ein Risiko.

Twitter fact-checkt Trump: Präsident mit Warnhinweis

Twitter hat erstmals Tweets von Donald Trump mit einem Warnhinweis versehen. Es geht um Falschinformation in dessen Äußerungen zur anstehenden Wahl.

Trump stellt Corona-Pressebriefings ein: Immer die bösen Medien!

Der US-Präsident beklagt, die Medien stellten feindselige Fragen und brächten dann Fake News. Nun fand erstmals kein Corona-Pressebriefing statt.