taz.de -- Fridays for Future jetzt virtuell: Greta rät zu Demo-Pause
Greta Thunberg fordert wegen der Corona-Gefahr den Verzicht auf Massenaktionen. Stattdessen soll online demonstriert werden.
Berlin taz | Die Initiatorin der weltweiten Fridays-for-Future-Demonstration, Greta Thunberg, hat an die Klimaschutzbewegung appelliert wegen der Corona-Gefahr bis auf Weiteres auf große Demonstrationen zu verzichten. „Wir müssen uns hinter den Experten und der Wissenschaft vereinen“, schrieb Thunberg am Mittwoch [1][auf Twitter]. „Und die Experten raten uns, große, öffentliche Versammlungen zu meiden um eine bessere Chance zu haben, die Kurve abzuflachen und die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.“
Sie empfehle, auf die Wissenschaft zu hören, schrieb die 17-jährige Schwedin weiter. Allerdings bleibe die Klimakrise drängend. „Wir werden darum neue Wege finden müssen, öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen und für Wandel zu werben, die keine zu großen Menschenmassen mit sich bringen.“ An diesem Freitag soll digital gestreikt werden, indem Menschen Fotos von sich mit Protestplakaten in den sozialen Medien hochladen.
In Deutschland waren die wöchentlichen Demonstrationen in vielen Städten schon vor der Corona-Krise [2][ausgesetzt worden], weil die OrganisatorInnen nach einem Jahr erschöpft waren oder neue Aktionsformen ausprobieren wollten. An diesem Freitag sollte es aber in mehreren Städten in Bayern größere Demonstrationen zur Kommunalwahl geben.
Diese wurden von den Veranstaltern am Dienstag abgesagt: „Wir haben eine Verantwortung vor der Gesellschaft und wollen keine Menschen mit unseren Streiks gefährden“, sagte Leonie Häge, Sprecherin Fridays For Future Bayern. „Dennoch ist diese Wahl eine Klimawahl.“ Auch hier sollen die Proteste ins Netz verlegt werden. Die nächsten größeren Aktionen sind bisher zum globalen Streiktag am 24. April vorgesehen. Ob diese stattfinden können, ist derzeit noch offen.
11 Mar 2020
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