taz.de -- Nach den Terroranschlägen in den USA: Weißer Nationalismus ist Terror
US-Präsident Trump will nach den Anschlägen Entschlossenheit zeigen. Einige Oppositionspolitiker schieben ihm Verantworung zu.
Nach den zwei tödlichen [1][Schießereien in El Paso] und [2][Dayton] am vergangenen Wochenende hat US-Präsident Donald Trump am Montag angekündigt, überparteiliche Initiativen anführen zu wollen, um solche Taten zukünftig zu verhindern. Von dem, was er zuvor auf Twitter gepostet hatte, sagte er bei einem Presseauftritt im Weißen Haus allerdings nichts: Da hatte er Republikaner und Demokraten aufgefordert, schärfere Waffenkontrollgesetze zu verabschieden, „vielleicht“ gekoppelt an eine Reform der Einwanderungsgesetzgebung. Was genau er sich darunter vorstellte, schrieb Trump nicht.
Stattdessen sagte Trump, es brauche bessere Frühwarnsysteme in Zusammenarbeit mit sozialen Medien, man müsse die Glorifizierung von Gewalt in Videospielen stoppen, psychisch Kranken besser helfen und sie davon abhalten, Waffen erwerben zu können, und das Justizministerium solle ein Gesetz erarbeiten, das in Fällen wie dem von Dayton und El Paso grundsätzlich die Todesstrafe vorsehe, die dann schnell angewendet werden müsse.
Zuvor hatte er unter Bezug auf das dem Schützen von [3][El Paso zugeschriebene Manifest] gesagt, die Nation verurteile jeglichen rassistischen Hass und White Supremacism. Einige demokratische PräsidentschaftskandidatInnen hatten Trump eine direkte Verantwortung für den Angriff in El Paso vorgeworfen.
Dort hatte der mutmaßliche Täter Patrick C. in einem Supermarkt vor allem auf augenscheinlich lateinamerikanischstämmige Menschen geschossen, um etwas gegen die „Invasion“ der USA durch Hispanics zu unternehmen, wie er in dem ihm zugeschriebenen „Manifest“ verkündete. 20 Menschen wurden getötet, 26 verletzt. Vor einer „Invasion“ hatte auch Trump immer wieder gewarnt. Die Justiz ordnet die Tat von El Paso inzwischen als Terrorakt ein.
Warren beschuldigt Trump als Rassismus-Beförderer
Präsidentschaftskandidat Beto O’Rourke, der selbst aus El Paso stammt, sagte, Trump habe „eine Menge mit dem zu tun, was gestern in El Paso geschehen ist“. Senatorin Elizabeth Warren schrieb auf Twitter: „Wir müssen weißen Nationalismus als das brandmarken, was er ist – inländischer Terrorismus.“ Und „wir müssen den Präsidenten dafür angehen, dass er Rassismus und weiße Herrschaftsideologie befördert“.
Noch immer unklar sind die Motive des Schützen von Dayton im Bundesstaat Ohio. Er hatte am späten Samstagabend in einer belebten Straße das Feuer eröffnet. Neun Menschen starben, darunter auch die Schwester des Schützen.
5 Aug 2019
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Der Neurechte Franzose Renaud Camus prägt Begriffe wie „Umvolkung“. Darauf bezogen sich auch die Attentäter von Christchurch und El Paso.
Trump will sich mit Angehörigen der Opfer treffen. Doch vor allem in El Paso, wo das Motiv rassistischer Hass war, ist der Präsident nicht willkommen.
Trumps Rede an die Nation war eine lustlose Pflichtübung. Für ihn sind die Massaker Einzeltaten von „Geisteskranken“ – die Waffenlobby verschont er.
US-Präsident Trump verspricht Reformen, die Demokraten nehmen ihm das nicht ab. Ex-Präsident Obama warnt vor einer Normalisierung von Rassismus.
Der mutmaßliche Täter von El Paso greift auf Denkmuster der völkischen Neurechten zurück. Wer diesem Denken nicht Einhalt gebietet, trägt Mitschuld.
Der mutmaßliche Täter von El Paso stützt sich auf Schriften, die in der Nazi-Szene verbreitet sind. Auch in Europa sind die Texte bekannt.
In Texas und in Ohio sind zahlreiche Menschen erschossen worden. In einem der beiden Fälle ermittelt die Polizei auch wegen eines Hassverbrechens.