taz.de -- Angriff auf Gay-Pride-Parade in Białystok: Mit Steinen und Flaschen

Die Aktivist*innen werden in der Stadt im Nordosten attackiert. Aufgeheizt wurde die Stimmung im Land auch durch Worte von ganz oben.
Bild: Hier blieb es friedlich, scharfe Kritik gab es aber trotzdem: Gay-Pride im Juni in Warschau

Warschau AFP/taz | Hooligans haben eine Gay-Pride-Parade in der polnischen Stadt Białystok angegriffen. Mehrere Gruppen attackierten die rund 800 Teilnehmer*innen des Marsches am Samstag mit Steinen, Böllern und Flaschen, wie die Polizei mitteilte. Auch die Beamten, die den Umzug absicherten, wurden demnach angegriffen.

Auf Twitter waren zahlreiche Berichte von verletzten Pride-Demonstrant*innen zu lesen. In Videos waren außerdem Szenen zu sehen, die wie regelrechte [1][Hetzjagden auf Aktivist*innen aussahen]. Viele Twitter-Nutzer*innen zeigten sich am Wochenende solidarisch mit den Betroffenen und lobten den Mut der Demonstrant*innen.

Es war das erste Mal, dass Menschen in der Stadt im Nordosten Polens für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen auf die Straße gingen. [2][Die Demonstrant*innen schwenkten Regenbogenfahnen] und Transparente mit Aufschriften wie „Liebe ist keine Sünde“.

Katholische und nationalistische Gruppen hatten unterdessen rund 40 Gegenkundgebungen in Białystok organisiert.

[3][Der Umgang mit der LGBT-Community] wird in dem traditionell katholischen Land vor der Parlamentswahl im Herbst kontrovers diskutiert. Der Chef von Polens rechtsnationalistischer Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jarosław Kaczyński, hatte Homosexuelle im April als „Bedrohung“ für sein Land bezeichnet.

21 Jul 2019

LINKS

[1] https://twitter.com/bebee_lu/status/1152622060637741056
[2] https://twitter.com/tearthwk/status/1152852929545740289
[3] /Europawahlkampf-in-Polen/!5594167

TAGS

Polen
Homophobie
Pride Parade
Schwerpunkt LGBTQIA
Polen
Polen
Techno
Fußball
Christopher Street Day (CSD)
taz.gazete
Polen

ARTIKEL ZUM THEMA

Die zweite Pride Parade in Stettin: Hier wird jeder gebraucht

6.000 Demonstranten gehen bei der Pride Parade in Stettin für Gleichheit und Akzeptanz auf die Straße und werden dabei von 2.000 Polizisten beschützt.

Queer von Berlin nach Stettin: „Wir müssen mit Gewalt rechnen“

Voices4Berlin ruft dazu auf, am Samstag zur Pride Parade ins polnische Stettin zu fahren. Die LGBTQI -Community brauche dringend Unterstützung.

Selfmadepopstar aus Berlin-Gropiusstadt: Das teuflische Schlenkern

Jemek Jemowit ist ein musikalischer Verwandlungskünstler, der sich zwischen polnischer Protestmusik, Rap und Satanismus immer wieder neu erfindet.

Rauswurf beim Chemnitzer FC: Ein Fan der Nazifans

Weil er sich als Sympathisant der rechtsradikalen Fanszene outet: Der Chemnitzer FC entlässt Publikumsliebling und Kapitän Daniel Frahn fristlos.

Christopher Street Day: Hauptsache, Heten haben Spaß

Unsere zwei Autor_innen haben zum ersten Mal den CSD besucht. Ihr Fazit: Ein kommerzielles Massenevent in Deutschlandfarben.

Kolumne Lost in Trans*lation: Berlin, du Unsichere

Die LGBTI-Community feiert gerade 50 Jahre Widerstand gegen die homophobe Staatsgewalt. Ausgerechnet jetzt müssen wir Angst haben.

EuGH-Verfahren zur Justizreform: Polen droht Verurteilung

Zwölf Verfahren des EU-Gerichtshofs befassen sich mit der bedrohten Unabhängigkeit der Justiz in Polen. An diesem Montag fällt das erste Urteil.