taz.de -- Spendenaffäre der AfD: Reicher Gönner
Der Aufstieg der AfD könnte von einem Schweizer Milliardär finanziert worden sein. Nach Medienberichten spielte August von Finck eine tragende Rolle.
Berlin taz | Am Mittwoch letzter Woche hatte AfD-Fraktionschefin Alice Weidel noch versucht, dubiose Großspenden an ihren Landesverband zu bagatellisieren. „Moralische Vorhaltungen müssen wir uns hier von Ihnen überhaupt nicht machen lassen“, schrie sie während der [1][Generaldebatte] zum Kanzleretat wutentbrannt die anderen Fraktionen an.
Diese Haltung wirkt mittlerweile geradezu verlogen. Denn Recherchen des [2][Spiegels] und der Schweizer Wochenzeitung ergeben: Die deutsche AfD wurde mutmaßlich von August von Finck gefördert, dessen Firmenimperium bis in die Schweiz reicht.
Zahlreiche in der Gründungsphase der Partei beteiligte Personen bestätigen demnach, dass der Aufbau der AfD indirekt durch den Milliardär, nämlich über eine Münchner Werbeagentur, gefördert wurde. Auch nach der Gründungsphase lief die Unterstützung weiter. Von 2014 bis 2015 betrieb die AfD einen Goldshop im Netz, mit dem sie eigenen Angaben zufolge pro Jahr jeweils zwei Millionen Euro umsetzte. Weil sie damit „Einnahmen aus Unternehmenstätigkeit“ vorlegen konnte, wurde sie gemäß des deutschen Parteiengesetzes förderungswürdig. Erst Ende 2015 schob der Bundestag dieser Gesetzeslücke einen Riegel vor.
Wie eine den Magazinen vorliegende Lieferliste der AfD-Geschäftsstelle zeigt, war die Firma Degussa Sonne/Mond Goldhandel AG einer der Hauptlieferanten des Goldes. Die Handelsfirma mit Sitz im schweizerischen Cham gehört zu von Fincks Imperium. Der 88-Jährige unterstützt seit Jahrzehnten rechtskonservative Parteien und Organisationen.
25 Nov 2018
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Die Staatsanwaltschaft will Ermittlungen gegen Alexander Gauland aufnehmen. Damit hat die Justiz nun beide AfD-FraktionschefInnen im Visier.
Es ist nicht so, als hätte die AfD keine sonstigen Probleme. Durch die Spendenaffäre wankt jetzt auch das Image als Anti-Establishment-Partei.
Die Spendenaffäre um AfD-Fraktionschefin Weidel hat einen ersten Rücktritt zur Folge. Es geht ausgerechnet einer ihrer größten Kritiker in der Partei.
Bei der Generaldebatte kann man das volle Spektrum des politischen Auftritts bewundern. Während die einen pöbeln, üben sich andere in Sachpolitik.
Auf offener Bühne wird beim AfD-Parteitag in Magdeburg über vieles geredet. Nur über die Spendenaffäre um Alice Weidel nicht.