taz.de -- Werbeaktion in Japan: Reklamesticker in der Achselhöhle

Eine japanische Werbeagentur klebt Frauen Reklamesticker in die Achselhöhle. Das Konzept des „Body Advertisings“ ist jedoch nicht neu.
Bild: Was für ein schöner Ort für Reklame: die Achselhöhle

Im Spätkapitalismus fast nicht weiter bemerkenswert: Junge Frauen verkaufen ihre Achselhöhlen als Werbefläche. „Underarm Advertising“ wird in Japans öffentlichen Verkehrsmitteln eingesetzt. Dort müssen die Frauen nichts weiter tun, als sich an Handschlaufen festzuhalten, um PendlerInnen ihren Achselsticker unter die Nase zu reiben.

Wegen der Fülle an Werbetafeln, Neonreklame und Riesenscreens in japanischen Großstädten sei es schwierig, KonsumentInnen noch zu erreichen, begründet die Wakino Ad Company ihren innovativen Vorstoß. Einen Klienten hat die Agentur schon: Die Sheishin Biyo Clinic, spezialisiert auf Haarentfernungen, findet die Fläche irgendwie passend.

Nun ist das Konzept des „Body Billboards“ nicht neu und hat bereits in den frühen 2000ern viel absurdere Züge angenommen. Auf dem Höhepunkt der „Dotcom-Blase“ ließen sich Menschen für Geld die Domains aufstrebender Start-ups auf die Stirn oder ins Dekolleté tätowieren. Ein paar Jahre später waren mindestens 30 Leute für eine Kampagne der Fluglinie Air New Zealand dazu bereit, auf ihrem kahlgeschorenen Hinterkopf den mit Henna geschriebenen Spruch „Need A Change? Head Down to New Zealand“ durch die Gegend zu tragen.

Achselwerbung ist also kein neues Geschmacklosigkeitstief. Schade nur, dass laut Wakino Ad Company ausschließlich Frauen per Achsel werben dürfen. Dabei böten sich die Schenkel der manspreadenden Mitfahrer fast mehr an.

2 Aug 2018

AUTOREN

Leonie Gubela

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