taz.de -- Gruppe H: Polen – Senegal: Senegal überrascht

Senegal besiegt Polen mit 2:1. Es ist der erste Sieg einer afrikanischen Mannschaft. Gruppenfavorit Polen steht indes unter erheblichem Druck.
Bild: Wojciech Szczesny schon fassungslos, als M'Baye Niang gerade das zweite Tor für Senegal schießt

Die Voraussetzungen: Die Senegalesen spielten erstmals 2002 bei einer Weltmeisterschaft und begeisterten, als sie gleich im ersten Spiel überraschenderweise gegen die ehemalige Kolonialmacht Frankreich gewannen. Die Löwen von Taranga, wie die Nationalelf genannt wird, scheiterten aber 2006, 2010 und 2014 an der Qualifikation. Ihre heutiges Spiel gegen Polen ist das zweite der Gruppe H. Nachmittags hatten überraschenderweise die Japaner 2:1 das Spiel gegen Kolumbien, die neben den Polen als Favoriten der Gruppe gelten, für sich entschieden.

Polen, zum achten Mal bei einer WM dabei, aber zum ersten Mal wieder seit 2006, kann sich im Falle eines Siegs gegen die Löwen also bequem zurücklehnen. Wichtigster Mann im polnischen Team natürlich Bayernspieler Robert Lewandowski, der in der WM-Qualifikation in zehn Spielen 16 Mal traf.

Das Ergebnis: 1:2, Moskau, Spartak-Stadion.

Das Spiel: Bis zur 38. Minute sind kaum spektakuläre Aktionen zu sehen. Weder Senegal noch Polen gelingt es, zügig Spielzüge vor's gegnerische Tor zu entwickeln. „Ab durch die Mitte“ heißt die Devise der Polen, die anfangs noch Druck machen. Aber die Senegalesen lassen sich nicht beeindrucken, zeigen in Zweikämpfen physische Präsenz.

Dann so plötzlich wie unerwartet das erste Tor: Niang kann sich gegen Piszczek auf dem linken Flügel durchsetzen, gibt weiter an Mané. Die Polen konzentrieren sich auf Sané. Mané passt präzise zu Idrissa Gueye, der seine Chance erkennt und aus 16 Metern den Abschluss sucht. Der unglückliche Thiago Cionek will noch dazwischen gehen, fälscht den Schuss aber ab. Szczesny, bei Juventus Turin zweiter Mann hinter dem legendären Buffon und in der Qualifikation meist auf der Bank, kann nur in die Röhre schauen.

Die schönsten Bilder holt sich die Regie vom in Grün tanzenden senegalesischen Fanblock. Da freuen sich die Fifa und Putin. Zwischendurch zoomen die Kameraleute auf die Dreadlocks von Trainer Aliou Cisse, einer der Legenden von 2002.

In der 49. Minute stürmt Lewandowski alleine los, drei Senegalesen versuchen ihn einzufangen. Sané zieht schließlich die Notbremse, hakt ein, Lewandowski stürzt. Gelbe Karte und Freistoß, den Lewandowski selbst ausführt. Aber kein Problem für Senegals Torhüter N’Diaye.

In der 61. das Desaster für Polen: Krychowiak spielt einen langen Pass nach hinten in die eigene Hälfte, der eben wieder aufs Feld gelassene Niang holt sich den Ball, überspielt den weit vor dem Tor befindlichen Szczesny und lenkt den Ball gemütlich ins Tor. Die polnischen Fans konsterniert, das hatte niemand erwartet. Rückstand 0:2.

In der 85. gelingt den Polen endlich ein Treffer durch einen Kopfball Krychowiaks nach Freistoß. Es bleibt spannend bis zum Schluss, Polen dreht auf, doch Senegal gewinnt: Erster Sieg einer afrikanischen Mannschaft in Russland.

Der Satz des Spieles: „Der Respekt ist groß, die Einfälle sind gering.“ Kommentator Martin Schneider, 32. Minute.

Die Spieler des Spiels: M'Baye Niang mit der Nummer 19. Bereitet das erste Tor vor und schießt das zweite.

Und nun? In Gruppe H sieht es ganz anders aus als erwartet. In ihren ersten beiden Spielen [1][verlieren die Favoriten Kolumbien] und Polen. Sie stehen jetzt unter erheblichem Druck.

19 Jun 2018

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AUTOREN

Ulrich Gutmair

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