taz.de -- Bisher höchste Strafe wegen G20-Randale: Drei Jahre Haft für 28-Jährigen

Der Angeklagte sagte, er sei nur aus Neugier zu den Krawallen in die Hamburger Schanze gegangen. Das Gericht zeigte wenig Milde für das Geständnis.
Bild: Mit voller Härte geht der Staat jetzt gegen G20-Randalierer vor

Hamburg dpa | Ein 28-Jähriger ist in Hamburg zu der bisher höchsten Strafe in einem G20-Prozess verurteilt worden. Er erhielt am Dienstag eine Haftstrafe von drei Jahren. Die zuvor härteste Strafe – zwei Jahre und sieben Monate Haft – war im ersten Prozess Ende August gegen einen 21-Jährigen aus den Niederlanden verhängt worden.

Der Angeklagte hatte vor Gericht ein umfassendes Geständnis abgelegt. Zudem habe das „[1][gut recherchierte Videomaterial]“ der Polizei die Vorwürfe der Anklage bestätigt, sagte die Richterin. Die Videosequenzen zeigten den Deutschen, wie er in der Nacht zum 8. Juli inmitten vermummter Gestalten eine Filiale der Drogerie [2][Budnikowsky und zwei Supermärkte im Schanzenviertel plünderte] sowie Steine und Flaschen auf Polizisten warf.

Das Gericht blieb mit dem Strafmaß unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Zu Beginn des einzigen Verhandlungstags gab er die Taten zu und entschuldigte sich. Aus Neugier sei er zu den Krawallen in die Schanze gegangen, habe mit Freunden Alkohol getrunken und sich „von der Masse mitreißen lassen“, erklärte der Angeklagte.

„Unprofessionell gekleidet, professionell gehandelt“

Der 28-Jährige war bei den Taten nicht vermummt. Die Staatsanwaltschaft erklärte, bei den Taten sei er zwar unprofessionell gekleidet gewesen, habe aber professionell gehandelt. Er habe an „vorderster Front“ an dem „Gewaltexzess“ teilgenommen und sei „Teil des Mobs“ gewesen. „Es gab nicht viel zu leugnen, die Bilder sprechen für sich“, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Gegen eine mildere Strafe sprachen der Richterin zufolge auch die Vorstrafen des 28-Jährigen. An dem Freitagabend im Juli habe er trotz Bewährungsauflagen über Stunden „immer weitergemacht“. Die Richterin betonte, die Randalierer hätten „Angst und Schrecken“ in der Stadt und bei ihren Bewohnern verbreitet. „Dazu haben Sie beigetragen“, sagte sie in der Urteilsbegründung zum Angeklagten.

21 Nov 2017

LINKS

[1] /!5454870/
[2] /!5428058/

TAGS

Schwerpunkt G20 in Hamburg
G20-Gipfel
Protest
Urteil
Polizei
G20-Gipfel
Schwerpunkt G20 in Hamburg
Schwerpunkt G20 in Hamburg
G20-Gipfel
Schwerpunkt G20 in Hamburg
Schwerpunkt G20 in Hamburg
Schwerpunkt G20 in Hamburg

ARTIKEL ZUM THEMA

Linke Proteste in Göttingen: Sammeln für den „Schwarzen Block“

Rund 700 Menschen demonstrierten in Göttingen gegen die G-20-Razzien der vergangenen Woche. Mindestens ein Teilnehmer kam in Polizei-Gewahrsam

G20-Großrazzia in der linken Szene: Der Kern des Schwarzen Blocks

Die Polizei sucht nach Querverbindungen bei den G20-Protesten. Aktivist*innen üben Kritik.

Konsulat verfolgt Verfahren gegen angeblichen Flaschenwerfer: Moskau interessiert an G20-Prozess

Beweise, dass der 21-jährige Russe Konstantin P. während des G20-Gipfels Flaschen auf Polizisten geworfen hat, gibt es nicht. Heute soll es ein Urteil geben.

Prozess gegen G20-Gegner in Hamburg: Fabio V. kommt frei

Das Oberlandesgericht hat entschieden, den 18-jährigen Fabio V. von U-Haft zu verschonen. Amnesty International hatte die Freilassung gefordert.

Turbulenter Hamburger taz-Salon zu G20: „Wir brauchen linke Orte“

Zum taz Salon kommt Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) ins G20-gebeutelte Schanzenviertel – und räumt das teilweise Scheitern seiner Sicherheitsstrategie ein.

Bilanz der G20-Prozesse in Hamburg: G20-Gipfel vor Gericht

Nach den ersten Prozessen gegen Gipfelgegner: Wie die Justiz die Angeklagten einschüchtert – und wie sich die Verteidigung verändert.

Demonstrant wegen G20-Protest verurteilt: Bewährungsstrafe für Flaschenwürfe

Ein weiterer Prozess um die G20-Krawalle in Hamburg endet mit einem Schuldspruch und einer Haftstrafe. Die Richterin findet ungewöhnlich scharfe Worte für die Tat.

G20 vor Gericht: Mildes Urteil für Flaschenwerfer

Ein heute 20-Jähriger hatte Flaschen auf Polizisten geworfen. Seine auffällige Kleidung machte gleich mehrere Zivilpolizisten auf ihn aufmerksam.