taz.de -- Islamische Rechtsgelehrte in der Türkei: Verheiraten ist nicht mehr Staatssache
In der Türkei dürfen künftig auch islamische Rechtsgelehrte zivile Ehen schließen. Das entschied das Parlament, aus der Opposition gibt es scharfe Kritik.
Istanbul dpa | Islamische Rechtsgelehrte dürfen in der Türkei künftig zivile Ehen schließen. Eine Mehrheit der Abgeordneten in der Hauptstadt Ankara stimmte am späten Mittwochabend für einen entsprechenden Gesetzentwurf, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.
Bisher hatten diese Befugnis nur bestimmte Staatsbeamte. Das Gesetz muss noch im Amtsblatt veröffentlicht werden, bevor es in Kraft tritt.
Der von der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP von Recep Tayyip Erdogan eingebrachte Entwurf stieß auf scharfe Kritik der Opposition. Die stellvertretende Vorsitzende der Mitte-Links-Partei CHP, Lale Karabiyik, teilte mit, das Gesetz untergrabe den laizistischen Staat und sei verfassungswidrig. Es werde zudem Kinderheirat Tür und Tor öffnen.
Die Abgeordnete der pro-kurdischen Partei HDP, Filiz Kerestecioglu, warf der AKP vor, die Gesellschaft islamisieren zu wollen. Das Gesetz sei zudem gegen das Prinzip der Gleichheit von Mann und Frau. Justizminister Abdulhamit Gül verteidigte den Beschluss am Donnerstag. Gesetze müssten auf die gesellschaftlichen Gegebenheiten eingehen, sagte er. In ländlichen Gebieten würden damit Registrierungen von Ehen erleichtert werden.
19 Oct 2017
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