taz.de -- Abholzung im Białowieża-Nationalpark: EU verklagt Polen

Das Abholzen im Nationalpark muss sofort aufhören, erklärt die EU-Kommission. Sie zieht gegen das Land vor den Europäischen Gerichtshof.
Bild: Die wohl größten Bewohner des Waldes sind die Wisente

Berlin taz | Der Borkenkäfer ist schuld. Zumindest, wenn es nach dem polnischen Staat geht: Weil man gegen das braune Insekt vorgehen müsse, sei es notwendig, im Białowieża-Nationalpark Bäume zu fällen, rechtfertigte das Land seinen Holzeinschlag in dem nahezu unberührten Stück Wildnis. Das will sich die EU nicht gefallen lassen: Die Europäische Kommission in Brüssel will Polen nun vor dem Gerichtshof der EU verklagen. Das gab sie am Donnerstag bekannt. Außerdem will sie mit einer einstweiligen Verfügung erreichen, dass die Abholzung in dem einzigartigen Wald sofort aufhört.

Der Białowieża-Wald erstreckt sich auf mehr als 150.000 Hektar entlang der Grenze zwischen Polen und Weißrussland. Es ist eines der letzten großen Wildnisgebiete Europas. Teile des Waldes sind Nationalpark, in dem sich eine streng geschützte Kernzone befindet, die auf der Weltnaturerbe-Liste der Unesco steht.

Polens Regierung hatte mit einem Beschluss im März vergangenen Jahres erlaubt, die Abholzung im Białowieża-Wald auszuweiten. Nach Ansicht der EU-Kommission ist das illegal. Sie hatte Polen schon im April zum Abholzstopp aufgefordert – ohne Erfolg. Polen habe „keine Angst, den Streit vor dem Europäischen Gerichtshof auszutragen“, soll Umweltminister Jan Szyszko laut der polnischen Nachrichtenagentur PAP noch im April gesagt haben.

Umweltschützer begrüßten den Schritt Brüssels. „Die Kommission muss nun schnell die heutige positive Entscheidung umsetzen und Polen vor Gericht bringen, um ihrer Rolle als Beschützerin des Naturerbe sowie der Gesetze gerecht zu werden, die es beschützen“, sagte Dariusz Gatkowski von WWF Polen. Das Vorgehen der polnischen Behörden ist auch in der Bevölkerung umstritten: Noch im Juni gingen tausende Demonstranten in Warschau gegen die Abholzung auf die Straße.

14 Jul 2017

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Eva Oer

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