taz.de -- Donald Trump zu Besuch in Frankreich: Nebenbei sexistisch
Der US-Präsident spielt in abfälliger Weise auf das Alter von Brigitte Macron an. Dass er die Aussage in ein Kompliment verpackt, macht sie nicht besser.
Donald Trump ist während seiner politischen Karriere immer wieder durch [1][sexistische Bemerkungen] aufgefallen, jetzt hat er diese Haltung erneut bestätigt. Bei einem Besuch Emmanuel Macrons in Paris wandte er sich mit den Worten [2][„You're in such a good shape“] an dessen Frau Brigitte.
Nun kann diese Aussage natürlich einfach als „Sie sind gut in Form“ verstanden werden, aufgrund des Alters der Präsidentengattin liegt es aber nahe, dass Trump die Variante, „Sie haben sich gut gehalten“ gemeint hat. Eine Beleidigung, die als Kompliment daherkommt.
In den sozialen Medien hagelt es kritische Kommentare: [3][„Widerlich und unangebracht“], schreibt ein Magazin. „So beschreibt man ein altes Auto, das immer noch startet. So begrüßt man keine Frau“, kommentiert eine Nutzerin. Und: [4][„Lieber in guter körperlicher Verfassung als geistig schwer gestört“].
Der Altersunterschied zwischen Emmanuel Macron und seiner Frau – sie ist 24 Jahre älter als er – war immer wieder Gegenstand öffentlicher Erregung. Dass eine Frau mit einem so viel jüngeren Mann zusammenlebt, wird von vielen als Verstoß gegen gesellschaftlich dominante Geschlechternormen angesehen und abwertend kommentiert.
Dass aber auch Trump 24 Jahre älter ist als seine Frau Melania, scheint dagegen kein Problem zu sein. Wenn ältere Männer mit jüngeren Frauen Beziehungen eingehen, wird das als Beweis ihrer immer noch vitalen Potenz angesehen. Umgekehrt gilt das aber nicht: Älteren Frauen wird unterstellt, sie wollten sich mit jüngeren Männern nur einen frischen Anstrich geben.
Auch wenn Trump sich vielleicht gerne den Anstrich eines souveränen Staatsmannes geben würde, er scheitert immer wieder an den einfachsten Umgangsformen.
14 Jul 2017
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
In Paris wird heftig über die Präsidentengattin diskutiert. Kein Wunder, denn Macron hat die Geschichte seiner Ehe im Wahlkampf skrupellos inszeniert.
Brigitte Macron wird keine „First Lady im Elysée“. Welchen Status darf die Gattin des Präsidenten dann haben? Und wieviel darf der kosten?
Das Twitter-Konto des französischen Kulturministeriums wurde am Montag von einem 13-Jährigen übernommen. Es war der Sohn einer Mitarbeiterin.
Erstmals seit fast 60 Jahren tritt in Paris ein Generalstabschef zurück – wegen Sparmaßnahmen. Macron demonstriert seine Autorität.
Sie kämpfen mit Katzenohren und guten Argumenten: Es sind häufig Frauen, die in den USA das Wort gegen den neuen Präsidenten führen.
Vor der Debatte demonstrieren Frauen am Trump-Tower lauthals gegen den sexistischen Kandidaten. Trumps Fans lässt das kalt – sie „haben Eier“.