taz.de -- Berliner Polizei macht Party: Lass feiern, Polizei!

Alle schreien Skandal, weil Berliner Hundertschaften in Hamburg in ihrer Freizeit auf einem Privatgelände gefeiert haben. Die Empörung ist nicht zu verstehen.
Bild: Die Hanseaten fühlen sich auf den Schlips getreten

Die Nachricht hätte nicht besser sein können: Drei Berliner Einsatzhundertschaften, die zum G-20-Gipfel nach Hamburg entsandt worden sind, haben fröhlich gefeiert. In dem Containerdorf in Bad Segeberg, wo sie fernab der Zivilisation untergebracht waren, haben sie Tische und Stühle ins Freie gestellt, Alkohol getrunken, Wasserpfeife geraucht und getanzt. Die Party fand in der Freizeit der Einheiten auf einem abgeschlossenen Gelände statt. Auf einem Foto, das jetzt in den Medien für Aufregung sorgt, sieht man ausgelassene junge Leute in die Kamera winken. Einige zeigen dabei das Peace-Zeichen. Aber was folgt als Reaktion?

Zur Strafe werden die Einheiten nach Berlin zurückgeschickt. Die Hamburger Kollegen geben sich indigniert. Die Berliner hätten sich total danebenbenommen: Gemeinsam am Zaun uriniert, ein Polizistenpärchen habe im Freien gevögelt, eine Beamtin habe im Bademantel mit einer Dienstwaffe in der Hand auf einem Tisch getanzt. Ein derartiges Verhalten sei für Polizeibeamte nicht akzeptabel.

Offenbar hatten die Hanseaten das schon erwartet: Laut Medienberichten waren die Wachschützer der Unterkunft angewiesen worden, die Berliner zu bespitzeln. Doch anstatt sich darüber aufzuregen, reagierte das Berliner Polizeipräsidium geschockt auf die Partyvorwürfe. Man werde über Konsequenzen beraten, hieß es.

Sorry, aber da kommen wir nicht mehr mit. Es gab Zeiten, da waren die Berliner Einheiten bei Einsätzen wie dem Castortransport im Wendland als Knochenbrecher verschrien. Deshalb wurden sie vor Ort auch oft in die erste Reihe gestellt, weil sich andere Einheiten beim Abräumen der Demonstranten nicht die Finger schmutzig machen wollten. Es gab kaum einen Einsatz, wo die Berliner nicht als Knüppelgarde Schlagzeilen machten.

Aber auch jetzt, wo sie nur gefeiert haben, schreien alle „Skandal“. Dabei könnte der rot-rot-grünen Berliner Landesregierung nichts Besseres passieren, als eine Polizei, die in Partylaune ist, statt in Prügelstimmung. Auch für die Hauptstadt könnte man sich keine bessere Werbung wünschen.

Darum, Herr Innensenator Geisel, stellen Sie sich hinter Ihre Polizei. Und schreiben Sie Ihrem Hamburger Kollegen Scholz, er solle sich seine Unterstützungskräfte das nächste Mal woanders holen.

28 Jun 2017

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Plutonia Plarre

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