taz.de -- Kommentar Männergruppe in der FDP: Eine reaktionäre Note
Männer als Opfer von zu viel Feminismus? In der FDP will sich jetzt eine solche Gruppe gründen. Progressive Männerpolitik geht anders.
Haha, die FDP macht Männerpolitik. Ja, die Häme fällt leicht angesichts einer Partei, die zu 77 Prozent aus Männern besteht, der Herrenwitze nicht fremd sind und die sich mannhaft gegen jegliche Art von Gleichstellungspolitik wie etwa eine Quote sträubt. Ihre Grundsätze sind eine Absage an eine Politik, die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern beseitigen will, denn eine solche Politik ist immer mit Regulierung verbunden – und die wird von der FDP schon mal per se abgelehnt.
Es könnte ein FDP-Treppenwitz sein, dass gleichstellungspolitische Forderungen in dieser Partei nun durch die Hintertür der Männerpolitik Einzug halten. Aber: Männer, die sich als Opfer verstehen – und seien es auch Opfer von zu viel Feminismus, wie die Initiatoren der FDP-Männergruppe – werden in der Partei keinen Platz finden. Die FDP ist die Partei der Gewinner. Die Liberalen Männer, wenn sie sich denn überhaupt gründen, werden ein kleiner, komischer Fremdkörper bleiben.
Vielleicht ist das auch nicht so schlecht. Denn ihr Programmpapier hat eine reaktionäre Note. Geschlechterpolitik wird da als Machtkampf gedacht, in dem die Männer angeblich ins Hintertreffen geraten sind. Kein Wort über die strukturelle Schieflage der Geschlechtergerechtigkeit in unserer Gesellschaft.
Progressive Männerpolitik aber sucht die Kooperation und ist in der Lage, das ganze Bild zu sehen. Sie will deshalb auch nicht einfach nur mehr Macht für Männer generieren und damit die alte Geschlechterrolle restaurieren.
Sie schaut auf die wenigen Themen, bei denen Frauen das Sagen haben – aber eben auch auf die, bei denen Ungleichheiten Männer begünstigen, die sogenannte „patriarchale Dividende“. Und sie stellt das an traditioneller Männlichkeit orientierte Menschenbild der FDP infrage: Zum Beispiel den „Leistungsträger“, der keine Zeit für seine Familie hat. Die Liberalen Männer werden all das nicht liefern.
12 Jun 2017
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Radikalkonservative Freiheitsfeinde wie Putin machen sich daran, die Uhren der Welt zurückzudrehen.
Männer sind rational, Frauen unterliegen häufig ihren Emotionen. So das Klischee. Eine neue Studie findet dafür nur wenig Beweise.
Der „Väteraufbruch für Kinder“ begann als progressiver Verband. Inzwischen vertreten wichtige Ortsverbände rechtskonservative Positionen.
Die Böll-Stiftung zieht mit einer Antifeminismus-Liste den Vorwurf des „Online-Prangers“ auf sich. Sie hat es ihren Kritikern leicht gemacht.
Im Wahlkampf wollen sich die „Liberalen Männer in der FDP“ gründen und gegen „Genderideologie“ kämpfen. Die Parteispitze ist nicht begeistert.
Die Meisten kennen gar keine FDP-Wähler. Jedenfalls keine, die es zugeben. Darf man sich als Ökosozialer für die FDP interessieren – oder muss man?
Bei der Lohngleichheit von Männern und Frauen liegt Deutschland weit hinten. Angela Merkel sorgt dafür, dass es auch dabei bleibt.
Frauenministerin Schwesig will die Männerquote für Kitas und Sekretariate. Dabei bräuchte die Regierung erst mal ein vernünftiges Genderkonzept.
Welche Politik brauchen Männer? Das wollte das Frauenministerium mit einer Männerkonferenz erfahren. Neue Erkenntnisse gab es kaum.