taz.de -- Kirchenmusik-Studentin über Pop: „Mehr als Pfadfinder mit Klampfen“

Seit 2015 kann man in Witten einen Bachelor in kirchlicher Popmusik machen. Kirchenmusik muss moderner werden, sagt die Studentin Henrieke Kuhn.
Bild: Bringen sie den Pop in die Kirche?

taz: Frau Kuhn, wie kommt man darauf, kirchliche Popmusik zu studieren?

Henrieke Kuhn: Ich habe schon immer Musik gemacht und bin mit dem christlichen Glauben aufgewachsen. Nach dem Abi habe ich erst mal bei der „Stiftung Kreative Kirche“ ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht und von der Popakademie erfahren, die sich 2015 gerade in Kooperation mit der Stiftung gegründet hatte. Also hab ich mich beworben, und im ersten Anlauf hat es direkt geklappt. Wir sind der erste Jahrgang mit fünf Männern und vier Frauen.

Wie sieht das Verhältnis zu den Dozenten aus?

Da wir nur neun sind, ist es ziemlich familiär, und wir duzen uns. Die Dozenten fördern uns intensiv, wir bekommen viel Einzelunterricht.

Haben Sie Vorbilder?

Zum Beispiel unsere Dozenten Michael Kunze, den Librettisten, und Dieter Falk, Komponist, die zusammen den „Pop Oratorium Luther Chor“ mit 3.000 SängerInnen leiten. Wir dürfen bei ihnen hinter die Kulissen schauen, haben teilweise sogar mitgesungen.

Man wird immer neu zum Improvisieren aufgefordert. Sie leiten uns mit hilfreichen Tricks an, ohne sich zur Schau zu stellen. Außerdem finde ich Wolf Kodera und seine „Session Possible“-Reihe unglaublich inspirierend.

Was definiert christliche Popmusik?

In der Kirche gibt es nicht nur Pfadfinder mit Klampfe, Pop wird zu etwas Normalem, ohne Klassik zu verdrängen. Ich finde es wichtig, nicht gegen klassische Kirchenmusik abgeneigt zu sein. Das Studienziel ist es, Gemeindebands zu professionalisieren, ihr Repertoire zu erweitern, mehr musikalische Möglichkeiten anzubieten und damit Menschen auch wegen der Musik zurück in die Kirche zu bringen.

29 May 2017

AUTOREN

Linda Rustemeier

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