taz.de -- Selbstmordanschlag in Damaskus: Dutzende Tote vor dem Justizpalast
Die von der Regierung kontrollierten Gebiete sind in den vergangenen Wochen mehrfach Ziel von Attentaten geworden. Die jüngste Explosion traf vor allem Zivilisten.
Damaskus dpa | Ein Selbstmordattentäter hat im Justizpalast der syrischen Hauptstadt Damaskus mindestens 25 Menschen mit in den Tod gerissen. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Mittwoch. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von einer schweren Explosion im Zentrum der Stadt und mindestens 29 Toten, die meisten von ihnen Zivilisten. Zunächst war unklar, wer für die Tat verantwortlich ist.
Die von der Regierung des Bürgerkriegslandes regierten Gebiete sind in den vergangenen Wochen mehrfach Ziel von Bombenattentaten geworden. Erst am vergangenen Wochenende waren bei einem Anschlag auf schiitische Pilger in Damaskus mindestens 74 Menschen getötet worden. Die Al-Qaida-nahe Organisation Tahrir-al-Scham-Front beanspruchte die Tat für sich. Zuvor waren Anschläge in der Hauptstadt selten, da diese von starken regierungstreuen Truppen gesichert wird.
Ende Februar hatten Selbstmordattentäter in der zentralsyrischen Stadt Homs nach Angaben von Aktivisten mehr als 40 Menschen mit in den Tod gerissen. Die Angriffe richteten sich gegen Gebäude des Militärgeheimdienstes und der Staatssicherheit. Unter den Opfern war auch der Chef des Militärgeheimdienstes der Stadt. Zu den Anschlägen bekannte sich ebenfalls die Al-Qaida-nahe Organisation.
Die bewaffnete Gruppe ist vor allem im Nordwesten Syriens stark. Sie kontrolliert in der Provinz Idlib größere Gebiete. Sie ist wie die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) von der seit Ende des vergangenen Jahres geltenden Waffenruhe ausgenommen. In den vergangenen Wochen waren in Idlib Kämpfe zwischen der radikalen Gruppe und gemäßigteren Rebellen ausgebrochen.
15 Mar 2017
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
An diesem Dienstag sollen die Friedensverhandlungen weitergehen. Aufständische wollen nicht teilnehmen. Erst müsse die Bombardierung von Zivilisten aufhören.
Syrische Kurden haben Manbidsch zu ihrem vierten autonomen Kanton erklärt. Für Ankara ist das die zweite große Niederlage im Nachbarland.
Mehr als 2.500 Fälle direkter Gewalt und schwerer Kinderrechtsverstöße wurden in Syrien offiziell dokumentiert, berichtet das Kinderhilfswerk Unicef.
Nach heftigen Zerwürfnissen nähern sich Putin und Erdoğan wieder an. Wie kompliziert die Gemengelage aber ist, zeigt sich in Syrien.
Damaskus gilt als sehr gut gesichert, doch am Samstag erschütterten zwei Terrorattacken die Stadt. Sie galten offensichtlich schiitischen Besuchern einer Pilgerstätte.