taz.de -- Trumps Wirtschaftspolitik: Protektionismus Great Again

Der US-Präsident will Vorgänger Reagan kopieren – und Strafzölle gegen einzelne Länder verhängen. Die USA werden dabei verlieren.
Bild: Die Reagans wissen: Das kann nur schiefgehen

Berlin taz | Der neue US-Präsident Donald Trump hat ein verehrtes Vorbild, wenn es um den weltweiten Handel geht: seinen Amtsvorgänger Ronald Reagan, der von 1981 bis 1989 regierte. Wie damals Reagan will auch Trump gegen alle Nationen vorgehen, die sich vermeintliche Handelsvorteile gegenüber den USA erschleichen.

Heute heißen Trumps Lieblingsfeinde Mexiko, China – und neuerdings auch Deutschland, weil es gigantische Exportüberschüsse aufhäuft. Reagan hingegen ging vor allem gegen japanische Hersteller vor. Trotzdem lohnt sich der Blick zurück: Welche Maßnahmen hat Reagan damals verfügt? Und war sein Protektionismus überhaupt erfolgreich?

Die Einschätzung der amerikanischen Denkfabriken ist eindeutig: Reagans Handelspolitik war ein Flop. Die Strafmaßnahmen gegen Japan haben nicht etwa Arbeitsplätze in den USA geschaffen – sondern sogar noch Jobs vernichtet.

Kaum war Reagan im Amt, wurde Japan zu der „freiwilligen“ Vereinbarung gezwungen, dass es 1981/82 nur noch 1,68 Millionen Autos liefern durfte – dies waren 8 Prozent weniger als 1980. Reagan hatte sich vorgestellt, dass die US-amerikanischen Autokonzerne diese Lücke füllen würden. Doch genau dies taten die Firmen nicht – sondern senkten ihre Produktion sogar und erhöhten gleichzeitig ihre Preise.

Monopolgewinne und Arbeitslosigkeit

Um 1.000 Dollar wurden die amerikanischen Pkws im Durchschnitt teurer. Diese überhöhten Preise setzten die US-Konzerne durch, indem sie das Angebot verknappten. Wie die Denkfabrik Brookings Institution damals ermittelte, sank die Autoproduktion in den USA um 300.000 Stück – so dass 32.000 Jobs verloren gingen.

Gleichzeitig konnten die Konzerne aber ihre Profite um 8,9 Milliarden Dollar steigern. Da die japanische Konkurrenz durch Reagan ferngehalten wurde, nutzten die amerikanischen Autohersteller ihre Chance, Monopolgewinne zu kassieren.

Die Brookings Institution gilt als ein eher moderater Think- Tank, aber auch das ultraliberale Cato Institute kam damals zu dem Ergebnis, dass der Protektionismus den USA schadete. Nur ein Beispiel aus einer langen Liste: 1987 setzte Reagan einen Zoll von 100 Prozent auf alle japanischen Elektroteile durch. Das Ergebnis war unerfreulich. Die US-Computerfirmen waren weltweit nicht mehr konkurrenzfähig, weil sie auf die japanischen Computerchips angewiesen waren – deren Preis sich aber durch den Zoll verdoppelt hatte.

Juristisch fragwürdig

Doch Reagans Protektionismus war nicht nur schädlich für die USA, sondern auch juristisch höchst umstritten, weil dieses Vorgehen internationale Verträge verletzte. Denn auch damals galt schon, dass Strafzölle nur gestattet sind, wenn sich ein anderes Land durch Exportsubventionen oder andere Tricks unrechtmäßige Handelsvorteile erschleicht. Reagan warf Japan daher vor, seine Güter unter den eigenen Kosten zu verkaufen, um sich Marktanteile in den USA zu sichern.

Auch für Trump gilt, dass er erst einmal nachweisen müsste, dass Mexiko, China oder Deutschland unlautere Maßnahmen ergreifen, um die amerikanischen Produzenten zu unterbieten. Trumps Lieblingsschlagwort heißt daher „Währungsmanipulation“. Sowohl China wie Deutschland wird vorgeworfen, sie würden künstlich den Kurs ihrer Währung drücken.

Mit Strafmaßnahmen ist also durchaus zu rechnen. Aber wie das Beispiel Reagan zeigt, dürften durch diesen Protektionismus vor allem die USA geschädigt werden.

1 Feb 2017

AUTOREN

Ulrike Herrmann

TAGS

Schwerpunkt USA unter Donald Trump
USA
Protektionismus
Zölle
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
China
Donald Trump
Sigmar Gabriel
USA
Mexiko
Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Strafzölle
Schwerpunkt USA unter Donald Trump

ARTIKEL ZUM THEMA

Proteste gegen den US-Präsidenten: „Mexiko respektiert man, Herr Trump“

Zehntausende Mexikaner sind am Sonntag landesweit gegen US-Präsident Donald Trump und seine Pläne zum Bau einer Grenzmauer auf die Straße gegangen.

Debatte China und Donald Trump: Staatsfeind Nummer eins

Die Kommunistische Partei Chinas nahm Trumps Drohungen lange nicht ernst. Nun dämmert ihr: Der US-Präsident hat es auf China abgesehen.

Zwei Wochen mit US-Präsident Trump: Darf er jetzt machen, was er will?

Er meint es ernst: Trump ist dabei, die USA in einen autoritären Staat zu verwandeln. Wie groß ist seine Macht wirklich?

Kommentar Sigmar Gabriels USA-Besuch: Harmonie, die trügt

Differenzen? Pah! Bundesaußenminister Gabriel gibt sich bei seiner Washington-Reise harmonisch – das ist jedoch kein Grund zur Freude.

Gabriels Besuch beim US-Außenminister: Viel gemeinsam, wenig Kritik

Beim ersten Gespräch der beiden Kollegen warb Gabriel für eine transatlantische Partnerschaft. Er mahnte die USA aber auch zur Achtung der gemeinsamen Werte.

Reifenhersteller in Mexiko: America First auch für Zulieferer

In Mexikos größter Reifenfabrik geht die Angst vor dem neuen Protektionismus um. US-Zölle wären ein Dämpfer für den bilateralen Handel.

Disput mit australischem Premierminister: Trump wettert gegen Flüchtlingsdeal

Nach einem Telefonat bezeichnet US-Präsident Trump ein ausgehandeltes Abkommen mit Australien als „dummen Deal“. Außenminister Gabriel reist in die USA.

Wirtschaftsexperte über US-Einreisestopp: „Viele haben Angst vor Trumps Rache“

Kritik am „Muslim-Ban“ kommt zwar von IT-Firmen und Banken, denen an internationaler Venetzung gelegen ist. Doch viele halten sich lieber zurück, sagt Dennis Snower.

Debatte Finanzcasino: Die Erben der Neoliberalen

Sie präsentieren sich als Partner – und Gewinner. Doch für Großbritannien und die USA kann es wirtschaftlich nur bergab gehen.

US-Wirtschaftspolitik unter Trump: Um jeden Preis

Die Wirtschaftspolitik der USA ändert sich rasant. Bereitet Donald Trump einen Handelskrieg vor oder will er nur hochstapeln? Drei Szenarien.

Trumps Diplomatie mit Mexiko: Strafzölle als Drohkulisse

Mexiko weigert sich, für die geplante Grenzmauer zu zahlen? Dann kündigt Trumps Sprecher eben 20 Prozent Zoll auf Importe an. Und rudert schnell zurück.