taz.de -- US-Pfadfinderorganisation: Boy Scouts öffen sich für Transjungen

Ausschlaggebend für die Mitgliedschaft sei das gefühlte Geschlecht, nicht das in der Geburtsurkunde. Der Ausschluss eines Achtjährigen hatte die Debatte entfacht.
Bild: Ob Luchs, Wolf, Tigerjunges, Junge, Mädchen, Transjunge oder Transmädchen: Bei den Scouts sind jetzt alle willkommen

Washington afp | Die traditionsreiche US-Pfadfinderorganisation Boy Scouts nimmt künftig auch transsexuelle Kinder und Jugendliche in ihren Reihen auf. Ausschlaggebend für die Mitgliedschaft sei nun das gefühlte Geschlecht der Interessenten und nicht das Geschlecht, das in der Geburtsurkunde vermerkt sei, erklärte Boy-Scout-Chef Michael Surbaugh am Montag.

In der Frage der Geschlechtsidentität hätten sich die Auffassungen geändert, erläuterte Surbaugh. „Wir haben erkannt, dass die Geburtsurkunde als Bezugspunkt nicht mehr ausreicht.“ Bei den Boy Scouts könne nun jeder Mitglied werde, der sich als Junge fühle.

Die Debatte bei den Boy Scouts um den Umgang mit Transsexuellen war durch den Fall Joe Maldonado ins Rollen gekommen. Eine Boy-Scouts-Gruppe in New Jersey hatte das achtjährige Kind, das sich als Junge fühlte, vergangenes Jahr ausgeschlossen, weil es als Mädchen geboren worden war. Gegen den Ausschluss hatten Joes Mutter und Menschenrechtsgruppen heftig protestiert.

Die Entscheidung zur Zulassung transsexueller Mitglieder stellt einen weiteren Schritt zur Öffnung der Boy Scouts für sexuelle Minderheiten dar. Noch bis zum Jahr 2013 hatten sie Homosexuellen grundsätzlich die Mitgliedschaft verweigert. 2015 wurden Homosexuelle dann auch als Gruppenleiter zugelassen.

Mit 2,3 Millionen Mitgliedern sind die Boy Scouts eine der größten Jugendorganisationen der USA. Rund eine Million Erwachsene sind dort ehrenamtlich engagiert.

31 Jan 2017

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