taz.de -- Bankenkrise in Italien: 6,6 Milliarden Euro für Monte Paschi

Die Krisenbank braucht laut EZB 8,8 Milliarden Euro. Der italienische Staat steuert den Großteil bei. Die restlichen 2,2 Milliarden müssen institutionelle Anleger tragen.
Bild: Das Traditionshaus entwickelt sich zu einem Fass ohne Boden

Rom afp | Der Rettungsplan für die seit Jahren kriselnde Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) wird den italienischen Staat 6,6 Milliarden Euro kosten. Das teilte am Donnerstagabend die italienische Zentralbank mit. Insgesamt benötigt die Bank nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) 8,8 Milliarden Euro frisches Kapital für ihre Rettung.

Italiens drittgrößte Bank und das älteste Geldinstitut der Welt ächzt unter einem riesigen Berg fauler Kredite. Darlehen im Gesamtvolumen von rund 45 Milliarden Euro werden vermutlich niemals zurückgezahlt. Beim Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) Ende Juli schnitt die BMPS am schlechtesten ab.

Die EZB hat der Bank Zeit bis zum 31. Dezember gegeben, um ihre Finanzlage zu verbessern – ansonsten droht die Abwicklung. Die italienische Regierung zurrte bereits einen 20 Milliarden Euro schweren Rettungsfonds für Banken fest. Als erste soll die BMPS davon profitieren.

Die italienische Zentralbank teilte nun mit, dass der Staat 4,6 Milliarden Euro direkt zuschießen müsse. Rund zwei Milliarden Euro kämen dazu, um die rund 42.000 Kleinanleger zu entschädigen, deren nachrangige Anleihen im Zuge der Rettung in Aktien umgewandelt werden.

Die zu den 8,8 Milliarden Euro fehlenden 2,2 Milliarden Euro müssen institutionelle Anleger tragen – auch ihre Anleihen werden in Aktien umgewandelt, der Wertverlust soll ein Viertel betragen.

30 Dec 2016

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