taz.de -- Der Bodensee-„Tatort“: Ein paar Wikinger fehlen noch
Alles sehr mysteriös: Im „Tatort“ aus Konstanz gibt es eine deutschnationale Witwe, seltene Blüten und ganz ganz viel Abschiedsmetaphorik.
Die Party in Konstanz ist vorbei. Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) sind wirklich so lange geblieben, wie es ging.
Doch jetzt wird das gemeinsame Büro abgerissen. Zudem hat Blum schlimme Herzprobleme. Und belügt darüber ihren Kollegen. „Das geht dich nichts an. Wir arbeiten zusammen, das war’s.“ Perlmann ist schockiert: „Das war’s?“ Blum: „Vielleicht ist es einfach Zeit für was Neues.“ Perlmann: „Vielleicht haben wir Glück und einer von uns beiden wir beim nächsten Einsatz erschossen.“ Der „Tatort“ ist noch keine halbe Stunde alt – und quillt schon über vor Abschiedsmetaphorik.
Auch bei der obligatorischen Leiche: Nacht und Nebel überm Bodensee. Ein kleines Boot. Geschmückt. Fackeln brennen. Ein bärtiger Mann liegt darauf. Einsam treibt er dahin. Man würde sich nicht wundern, wenn noch ein paar Wikinger ihre behörnten Helme abnähmen und zum nächsten Runenstein pilgerten.
Der Tote ist Josef Krist, der gegen Geflohene hetzte, die unsere Töchter nähmen und vergewaltigten. Bei einem Auftritt sagte er: „Ich lebe in einem Land, das ich nicht mehr kenne.“
Na ja, jetzt nicht mehr. Denn jetzt liegt Krist ja tot in der Schweiz. Dort wurde sein Boot angeschwemmt. Perlmann geht zur deutschnationalen Witwe und deren Tochter. Blum sitzt bei den drei Damen von der Gärtnerei, denn beim Toten wurden auch seltene Blüten gefunden. Die Gärtnerei ist zwar längst pleite, doch die Hippie-Kommune lebt weiter. Alles sehr mysteriös.
Und irgendwie hängen da auch noch zwei andere Fälle mit dran: ein toter Schweizer Finanzunternehmer und ein lebender deutscher Textilfabrikant, in dessen Fabrik in Bangladesch viele ArbeiterInnen bei einem Brand gestorben sind. Wie gesagt: Alles sehr mysteriös. Und ein bisschen langweilig. Zeit zu gehen.
4 Dec 2016
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