taz.de -- Neuer Job für Ex-Bezirksbürgermeister: Endlich „Zahltag“ für Buschkowsky
Heinz Buschkowsky, Ex-Bezirksbürgermeister von Neukölln und und Chefpopulist, geht als „Hartz-IV-Experte“ zum Kölner Privatsender RTL.
Eigentlich verwundert an dieser Nachricht nur, dass da vor RTL noch kein anderer Sender draufgekommen ist: Heinz Buschkowsky, Exbezirksbürgermeister von Neukölln, Sozialdemokrat, erfolgreicher Buchautor („Neukölln ist überall“) und Chefpopulist der „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“-Fraktion („Multikulti ist gescheitert“), geht als „Hartz-IV-Experte“ zu dem Kölner Privatsender.
Das Format heißt „Zahltag – ein Koffer voller Chancen“, soll ab 2017 im Programm laufen und ist schönster Reality-Trash. Eine Familie, die ansonsten jeden Monat beim Jobcenter vorstellig wird, bekommt auf einen Schlag 25.000 Euro – und dazu Heinz Buschkowsky, der die Familie über ein halbes Jahr „beraten“ soll, was man mit so einer „Sofort-Starthilfe für ein Leben ohne Hartz IV“ (RTL) anfängt. Bewerbungstraining statt Flachbildfernseher also. Und abends zum Gründerseminar statt „Frauentausch“ gucken.
Genau, das sind diskriminierende Klischees. Aber um genau die wird es gehen – denn immerhin leben solche Fernsehformate davon, dass man anderen beim Scheitern zuschaut. Und damit das Zuschauen Vergnügen bereitet, muss das Scheitern ausreichend wehtun. Selbstverständlich versichert Buschkowsky, man werde „mit meinem Gesicht keinen TV-Zoo veranstalten. Die Menschen sollen nicht vorgeführt oder verheizt werden“. Falls dem tatsächlich so sein sollte, freut uns das, dann wird die „Doku-Show“ nämlich nach der zweiten Folge abgesetzt.
Buschkowskys Ego war schon immer zu groß für die Stube eines Bezirksbürgermeisters: Er braucht die Bühne, von daher ist die Zweitverwertung im RTL-Vorabendprogramm aus Buschkowskys Sicht vermutlich auch kein Abstieg, sondern der logische nächste Schritt auf der Karriereleiter: „Zahltag“ für Buschkowsky quasi.
Das Zynische an „Zahltag“ ist dabei insbesondere die Idee, dass es nur genügend Kohle brauche, um „längst ausgegliederte Menschen“ (RTL-Hartz-IV-Experte Buschkowsky) wieder zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft zu machen. Geld, daran sollte ein ehemaliger SPD-Bürgermeister eigentlich ganz fest glauben, sollte nicht die Grundbedingung für Teilhabe sein. Das wäre ja auch die Bankrotterklärung sozialdemokratischer Politik.
25 Oct 2016
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