taz.de -- Polizeigebäude in Armenien besetzt: Bewaffnete Regierungsgegner

Angreifer nehmen Geiseln. Ein Polizist wurde getötet. Angeblich soll ein inhaftierter Oppositionsführer freigepresst werden.
Bild: Mit Panzerfahrzeugen ist die Polizei in Eriwan aufmarschiert

Eriwan afp | Bewaffnete Oppositionelle haben in Armeniens Hauptstadt Eriwan ein Polizeigebäude gestürmt und mehrere Geiseln genommen. Ein Polizist sei getötet und zwei weitere verletzt worden, erklärten die Sicherheitsbehörden am Sonntag. Demnach wurden zwei Geiseln wieder freigelassen. Einer der Angreifer erklärte in sozialen Netzwerken, unter den Geiseln sei auch der stellvertretende Chef der nationalen Polizei.

„Der armenische Staat funktioniert weiter normal, die Polizei erfüllt ihre Pflichten, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu schützen“, erklärte die nationale Sicherheitsbehörde. Zuvor hatte es in sozialen Netzwerken Gerüchte über einen laufenden Umsturzversuch gegeben.

Laut dem Abgeordneten Nikol Paschinjan, der mit den Geiselnehmern verhandelte, hatte die Gruppe zunächst acht Polizisten in ihrer Gewalt. Medienberichten zufolge forderten die Angreifer die Freilassung eines inhaftierten Oppositionsführers, Dschirair Sefiljan. Dieser war im vergangenen Monat mit sechs Unterstützern festgenommen worden.

Ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten eine Verschwörung zur Besetzung mehrerer Regierungsgebäude und Telekommunikationseinrichtungen geplant. Auf Facebook verlangte einer der Geiselnehmer zudem den Rücktritt von Präsident Sersch Sarkissjan.

Der Regierungsgegner Sefiljan war bereits einmal 2006 festgenommen worden, nachdem er zum gewaltsamen Umsturz der Regierung aufgerufen hatte. Nach anderthalb Jahren kam er wieder frei.

Sarkissjan wurde 2008 in einem umstrittenen Urnengang zum Präsidenten gewählt. Bei Auseinandersetzungen kamen damals zehn Menschen ums Leben.

17 Jul 2016

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