taz.de -- UN-Tribunal bestätigt Urteil: 22 Jahre Haft für Karadzic-Vertraute

Mord, Folter, Massenvergewaltigungen im Bosnienkrieg: Ein Ex-Minister und sein Polizeichef müssen dafür ins Gefängnis. Noch ist unklar, wo sie die Strafe absitzen.
Bild: Mico Stanisic, der ehemalige Innenministers der bosnischen Serben, ist zu 22 Jahren Haft verurteilt worden (Archivfoto von 2013)

Den Haag dpa | Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Bosnienkrieg sind der frühere bosnisch-serbische Innenminister und sein Polizeichef wegen Massenmordes endgültig zu 22 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das UN-Kriegsverbrechertribunal zum früheren Jugoslawien bestätigte am Donnerstag in Den Haag im Berufungsverfahren das Urteil der ersten Instanz.

Ex-Minister Mico Stanisic (62) und Polizeichef Stojan Zupljanin (64) wurden wegen Mordes, Folter, Vertreibung und Verfolgung von Kroaten und Muslimen schuldig gesprochen.

Beide waren enge Vertraute des ehemaligen Serbenführers Radovan Karadzic, der vom Tribunal zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Sie gehörten dem UN-Gericht zufolge einer „kriminellen Vereinigung“ um Karadzic an. Diese wollte mit einer „weit verbreiteten und systematischen Kampagne von Terror und Gewalt“ einen ethnisch reinen serbischen Staat errichten.

Im Zentrum der Anklage standen die Verbrechen in den rund 50 Schreckenslagern der Serben wie Omarska, Keraterm und Trnopolje. Dort wurden Tausende nicht-serbischer Männer, Frauen und Kinder Opfer beispielloser Grausamkeit. Männer wurden massenweise exekutiert, Frauen systematisch vergewaltigt.

Selbst gestellt

Stanisic hatte sich 2005 dem Tribunal gestellt. Sein Polizeichef war drei Jahre später festgenommen und von Serbien ausgeliefert worden. Die Untersuchungshaft wird auf die Strafe angerechnet. Seit Beginn des Prozesses 2009 hatten beide ihre Unschuld beteuert. Wo beide nun ihre Strafe verbüßen müssen, ist noch nicht bekannt.

Mit dem Urteil wurde einer der letzten Prozesse des UN-Tribunals abgeschlossen. Zur Zeit laufen noch fünf Verfahren, darunter gegen den serbischen Ex-General Ratko Mladic.

1 Jul 2016

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