taz.de -- Opposition in Ägypten: Sturm auf die Pressefreiheit
Die Polizei hat den Sitz des Journalistenverbandes in Kairo gestürmt und zwei Journalisten festgenommen. Sie hatten Kritik an Regierungschef al-Sisi geübt.
Kairo afp | Die ägyptische Polizei ist am Sonntagabend in den Sitz des Journalistenverbandes in Kairo eingedrungen und hat zwei Reporter festgenommen. Es sei das erste Mal, dass die Polizei die Zentrale gestürmt habe, sagte der Chef des Verbandes , Jahija Kallasch, der Nachrichtenagentur AFP. Bei den Festgenommenen handele es sich um Amr Badr und Mahmud Sakka. Nach Angaben aus Justizkreisen wird ihnen Anstachelung zu gesetzeswidrigen Protesten vorgeworfen.
Badr ist Chef der Website [1][yanair.net], die Staatschef Abdel Fattah al-Sisi kritisch gegenübersteht. Sakka ist einer von Badrs Mitarbeitern. Am Freitag hatte Badr auf seiner Facebook-Seite mitgeteilt, dass die Polizei seine und Sakkas Wohnung durchsucht habe. Dagegen hätten die beiden am nächsten Tag einen Sitzstreik begonnen.
Sakka hatte im April auf Facebook angekündigt, sich den [2][Protesten gegen die Abtretung von zwei strategisch wichtigen Inseln] an Saudi-Arabien anzuschließen. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International waren wegen der Demonstrationen im vergangenen Monat hunderte Menschen festgenommen worden.
Die Proteste hatten sich an der Abtretung der beiden Inseln anlässlich eines Besuchs von al-Sisi beim saudiarabischen König Salman in Riad entzündet. Sie wendeten sich dann aber gegen al-Sisi und seine Politik der harten Hand selbst. Es waren die größten Proteste gegen die ägyptische Regierung seit rund zwei Jahren.
Die strittigen Inseln Tiran und Sanafir liegen im Roten Meer, mehrere Kilometer südlich des Eingangs zum Golf von Akaba.
2 May 2016
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