taz.de -- Halbfinale DFB-Pokal: Per Schwalbe ins Finale
Bayern München spielt mäßig gegen den SV Werder Bremen und gewinnt – weil ein Tor nicht anerkannt wird und weil Arturo Vidal ohne Körperkontakt abhebt.
München/Berlin dpa/taz | Doppeltorschütze Thomas Müller hat das erste Finale für den FC Bayern München perfekt gemacht. Beim 2:0 (1:0) im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen traf er mit einem Kopfballtor (30.) und einem unberechtigten Foulelfmeter (71.). Bayern steht nun zum 21. Mal im Endspiel des DFB-Pokals.
Müller hatte nach dem Betrachten der TV-Bilder die Größe zu gestehen: Dem Strafstoß ging kein Foul von Janek Sternberg an Arturo Vidal voraus. „Es war eine Schwalbe. Reinmachen muss ich den Elfmeter trotzdem“, sagte Müller.
Eine Woche vor dem Halbfinale in der Champions League gegen Atlético Madrid hatten die Bayern vor 75.000 Zuschauern gegen den Drittletzten der Bundesliga-Tabelle mehr Mühe als erwartet, um den nächsten Schritt zum erhofften Triple zu machen. Trainer Pep Guardiola bekannte: „Es war schwer.“
Werder Bremen nahm trotz des verpassten Traums vom Berliner Finale nach einer couragierten Vorstellung in München Mut für die ausstehenden vier Spiele im Abstiegskampf mit, der schon am Freitag im Nordderby gegen den Hamburger SV weitergeht. „Ich kann stolz sein“, sagte Trainer Viktor Skripnik. „Insgesamt war es ein mutiger Auftritt bei dem Topfavoriten.“
Bremen spielt munter mit
Die Bremer Taktik lautete offenkundig: Verstecken nützt auch nichts. Entsprechend forsch begann Werder gegen die auf vier Positionen veränderten Bayern, bei denen zunächst auch der seit Wochen in Topform spielende Vidal eine Pause bekam. Nach einem Fehlpass von Ribéry passte der motivierte aber glücklose Ex-Münchner Claudio Pizarro (4.) auf Sternberg, doch Philipp Lahm grätschte den Ball noch ab. Sambou Yatabaré (5.) zielte kurz danach vorbei.
Die umformierten Bayern um Mario Götze, der mal wieder in einem wichtigen Spiel ran durfte, aber wenig Eindruck machte, waren in der Anfangszeit ohne Torchance, trotz klarer spielerischer Überlegenheit. Gerade die Außen Ribéry und Kingsley Coman wurden gut zugestellt. Werder zeigte viel Laufaufwand, vor allem im Mittelfeld. Mit der Mannschaft vom 0:5 im März hatten diesen Bremer nichts gemein.
Langsam tasteten sich die Münchner aber heran. Eine Hereingabe von Lahm lenkte der etwas überraschte Werder-Torwart Felix Wiedwald (25.) zur Seite ab. Dann strich ein Schuss von Coman (28.) am Tor vorbei. Nach der sechsten Ecke war dann Müller zur Stelle und köpfte ein. Das Glück: Werder-Kapitän Clemens Fritz rutschte vorher aus.
Zwei Fehlentscheidungen
Bremen steckte auch in der zweiten Halbzeit nicht auf. Um die Bayern in deren ungewohnten Schongang richtig zu erschrecken, fehlten aber die Mittel. Immerhin: Die Münchner wurden in ihrer Hälfte ordentlich beschäftigt. Yannick Vestergaard (60.) fehlte nach einer Hereingabe von Theodor Gebre Selassie eine Fußspitze zum Erfolg.
In der 62. Minute schoss Bayerns Innenverteidiger David Alaba, bedrängt vom offensiven Werder-Mittelfeldspieler Fin Bartels den Ball ins eigene Netz. Für wenige Sekunden sendete der private Fernsehanbieter Sky einen Spielstand von 1:1, um dann auf 1:0 zurückzuschalten. Der Referee Stieler erkannte ein Foulspiel von Bartels, die erste von zwei strittigen Entscheidungen an diesem Abend.
Guardiola gefielen Spielverlauf und fehlende Souveränität sicherlich nicht. Um für mehr Stabilität zu sorgen, brachte er nach Medhi Benatia (für Juan Bernat) und Thiago (für Götze) auch noch Vidal (für Coman). Der Chilene war drei Minuten auf dem Platz, da hob er im Zweikampf gegen den zu ungestümen Sternberg ab.
Schiedsrichter Tobias Stieler entschied auf Strafstoß. „Alle knappen Dinge waren immer für die Bayern“, monierte Pizarro. Müller ließ sich die Chance zu seinem 32. Saisontor in allen Wettbewerben nicht nehmen. Bremen konnte sich nicht mehr belohnen.
Stieler gibt Fehler zu
Stieler gab nach dem Erfolg des FC Bayern seine „Fehlentscheidung“ zu. Der Pfiff zum Strafstoß sei falsch gewesen, sagte der Referee aus Hamburg nach Ansicht der TV-Bilder. „Es tut mir leid.“
„Das geht so schnell und ich stand so gut. Ich habe einen Kontakt gesehen, aber es war keiner“, urteilte Stieler. Das Spiel sei ein bisschen überschattet von dieser Szene, wenngleich sie nicht spielentscheidend gewesen sei, führte der 34-Jährige aus. „Der Elfmeter war kein Elfmeter. Ich mag es nicht, so das zweite Tor zu schießen“, erklärte Trainer Pep Guardiola. Werder-Coach Viktor Skripnik hielt sich öffentlich bei der Einschätzung der Szene zurück. „Über Schiedsrichter-Entscheidungen mache ich keine Worte, das bringt nichts“, sagte der Ukrainer nur.
Der FC Bayern München trifft am 21. Mai in Berlin auf Hertha BSC oder Borussia Dortmund, die am Mittwoch im zweiten Halbfinalduell aufeinandertreffen.
20 Apr 2016
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