taz.de -- Flüchtlingslager in Calais: Polizei und Bauarbeiter räumen weiter

Bauarbeiter reißen mit Hilfe der Polizei den dritten Tag in Folge Hütten im „Dschungel“ ab. Mehrere Unterkünfte sind in der Nacht niedergebrannt.
Bild: Humanitäre Organisationen prangern Brutalität bei der Räumung des Lagers an.

Calais afp | Den dritten Tag in Folge haben Bauarbeiter am Mittwoch Unterkünfte im Flüchtlingslager von Calais abgerissen. Wie bereits in den vorhergehenden Tagen forderten Polizisten die Flüchtlinge auf, ihre selbsterrichteten Hütten zu verlassen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Arbeiter rissen anschließend mit ihren Händen und einem Bulldozer die geräumten Hütten und Zelte ein.

Zuvor waren in der Nacht rund zehn Hütten in dem als „Dschungel“ bekannten Lager niedergebrannt. Unklar war aber, ob Flüchtlinge oder Aktivisten die Hütten in Brand gesetzt hatten oder ob offene Feuer wegen des starken Windes auf die Unterkünfte übergegriffen hatten. Flüchtlinge und Aktivisten, die gegen die Teilräumung protestieren, hatten in den vergangenen Tagen wiederholt Feuer an Hütten gelegt.

Die Räumung des südlichen Abschnitts des Dschungels, in dem miserable hygienische Zustände herrschen, hatte am Montag begonnen. Seitdem reißen Arbeiter einer örtlichen Baufirma, geschützt von einem Großaufgebot der Polizei, nach und nach Hütten, Zelte und alte Campingwagen in dem Flüchtlingslager ab. Am Montag kam es dabei zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen, Aktivisten und der Polizei.

Den Behörden zufolge lebten zuletzt zwischen 800 und 1.000 Flüchtlinge in dem südlichen Lagerteil. Hilfsorganisationen sprechen dagegen von rund 3450. Nach Angaben der Präfektur des Départements Pas-de-Calais wird die Räumung mehrere Wochen dauern.

Die Behörden wollen die Flüchtlinge größtenteils in Aufnahmezentren in anderen Landesteilen bringen. Die meisten Flüchtlinge aber wollen Calais nicht verlassen – sie hoffen, auf Fähren oder durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Insgesamt sollen sich im „Dschungel“ zwischen 3.700 und 7.000 Flüchtlinge aufhalten.

2 Mar 2016

TAGS

Calais
Schwerpunkt Flucht
Räumung
Calais
Calais
Calais
Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
Schwerpunkt Frankreich
Schwerpunkt Flucht

ARTIKEL ZUM THEMA

Autobahnblockade in Frankreich: Protest gegen „Dschungel“ von Calais

Lkw-Fahrer, Landwirte und Geschäftsleute demonstrieren in Frankreich für die Räumung des Flüchtlingslagers in Calais.

Flüchtlingslager in Calais: Gewaltausbruch im „Dschungel“

Während der Essensausgabe kommt es in dem Camp zu Auseinandersetzungen. Einige Personen erleiden Messer- und Schussverletzungen.

Flüchtlingslager in Calais: Aus Protest den Mund zugenäht

Flüchtlinge wehren sich weiter gegen die Teilräumung des Lagers am Ärmelkanal. Mehrere Iraner ließen sich mit Nadel und Faden den Mund zunähen.

Flüchtlingslager in Calais: Widerstand gegen Räumung

Bei der umstrittenen Teilräumung des Flüchtlingslagers kommt es in Calais zu Auseinandersetzungen. Die Polizei setzt Tränengas ein.

Flüchtlingslager in Calais: Der „Dschungel“ wird geräumt

Mit Bulldozern haben Arbeiter im südlichen Teil des Lagers rund 20 Hütten abgerissen. Ein Großaufgebot der Polizei begleitete den Einsatz.

Flüchtlinge in Frankreich: Wieder auf dem Sprung

Nach dem Gerichtsurteil über eine Teilräumung des Camps „Dschungel“ in Calais herrscht unter den Bewohnern mehr Unsicherheit denn je.

Urteil zu Flüchtlingslager in Calais: „Dschungel“ darf geräumt werden

Die Behörden dürfen das Lager mit 3.500 Flüchtlingen räumen, so ein Gericht in Lille. Hilfsorganisationen hatten versucht, das zu verhindern.