taz.de -- Vor der Landtagswahl in BaWü: Attacken gegen AfD
Zum ersten Mal treffen die Spitzenkandidaten der Parteien bei einer Podiumsdiskussion aufeinander. Dabei wird AfD-Mann Meuthen heftig angegriffen.
Stuttgart afp | Beim ersten öffentlichen Aufeinandertreffen aller Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Baden-Württemberg haben Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und andere Kandidaten die rechtspopulistische AfD scharf attackiert. „Das ist die Sprache von Extremisten“, sagte Kretschmann am Mittwochabend auf einer Podiumsdiskussion der Stuttgarter Nachrichten über das Parteiprogramm der AfD. An der Debatte nahm auch AfD-Kandidat Jörg Meuthen teil, der den Vorwurf des Extremismus zurückwies.
Kretschmann hatte ursprünglich gemeinsame öffentliche Auftritte mit AfD-Kandidaten abgelehnt. Schließlich erklärte er sich aber genauso wie die Spitzenakandidaten der anderen Parteien, denen Chancen auf einen Einzug in den Landtag eingeräumt werden, zu einer Debatte bereit. Der Ministerpräsident warf der AfD „Demagogie“ vor. Wer so „nationalistisch“ wie die AfD-Vertreter agiere, bringe „Unglück über die Völker“.
Auch sein CDU-Herausforderer Guido Wolf griff Meuthen und die AfD hart an. Die im Landtag vertretenen Parteien stimmten völlig darin überein, dass sie mit einer Partei mit solchen rechtsextremen Positionen nichts zu tun haben wollten, sagte Wolf. Die AfD betreibe nur Angstmacherei, aber habe keine Antworten.
SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid sagte an die Adresse der rechtspopulistischen Partei, es gebe eine rote Linie: „Anständige Leute wählen keine Rassisten.“ Auch FDP-Kandidat Hans-Ulrich Rülke und Linkspartei-Chef Bernd Riexinger grenzten sich eindeutig von der AfD ab.
AfD-Kandidat Meuthen wies die Angriffe zurück. In seiner Partei gebe es viele „hochvernünftige Menschen“, die wie er liberal-konservativ geprägt seien und denen jeder Extremismus fern liege, sagte Meuthen.
In Baden-Württemberg wird genauso wie in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt am 13. März ein neuer Landtag gewählt. In Stuttgart regiert derzeit eine grüne-rote Koalition unter Ministerpräsident Kretschmann. Die AfD hat laut Umfragen gute Chancen, erstmals in den Landtag einzuziehen.
25 Feb 2016
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Ist der Ministerpräsident so standhaft, wie er tut? Ach was. Wenn es ernst wird, geht er Konfrontationen gerne aus dem Weg.
Ein Kandidat gratuliert dem Front National. Ein anderer nennt sich „Dutschke von rechts“. Beide wollen den Sieg der AfD bei der Wahl in Sachsen-Anhalt.
Joschka Fischer und ein im Umfragehoch schwebender Winfried Kretschmann erklären einen Abend lang die Welt. Ein Thema sparen sie aus.
Julia Klöckner startet überraschend schwach in die Fernsehdebatte. Ministerpräsidentin Malu Dreyer schaltet auf Angriff.
Wahlkämpfer aus Baden-Württemberg haben sich auf ein Podium mit der AfD gesetzt. Ihr Vorsitzender Meuthen führte Kunststücke auf.
Ressentiments gegen Schwaben sind reaktionär. In manchen Fällen sind sie eine knallharte Umwandlung von Neid auf Erfolg und gutes Leben.
Der glücklose Kandidat: SPD-Spitzenkraft Nils Schmidt wurde in der Koalition erfolgreich vom Partner zum Musterschüler geschrumpft.
Beim Landesparteitag der FDP endet der inszenierte Machtpoker. Die Liberalen wollen eine – Überraschung! – Koalition mit der CDU.
Der Protest gegen Stuttgart 21 hob vor fünf Jahren den grünen Ministerpräsidenten Kretschmann mit ins Amt. Und jetzt?