taz.de -- Staralbum – Kirsten Dunst: Die Scheue

Sie lächelt tapfer und mustert die Gesichter der Journalisten. Schauspielerin Kirsten Dunst steht nicht gerne im Mittelpunkt.
Bild: Seit ihrem 12. Lebensjahr ein Star: Kirsten Dunst

Sie weicht dem jungen Schauspieler Jaeden Lieberher im Blitzlichtgewitter vor der Pressekonferenz nicht von der Seite. Als wolle sie ihn beschützen. „Junge Schauspieler können nur gut sein, wenn sie in behüteten, normalen Verhältnissen aufwachsen. Mit Freunden und Familie“, sagt Kirsten Dunst später auf dem Podium. Jaeden habe dieses Glück, so wie sie es selbst auch hatte.

Kirsten Dunst weiß, wie es ist, schon in sehr jungen Jahren berühmt zu sein. Mit 12 Jahren wurde sie als blutrünstiges Vampirmädchen in „Interview mit einem Vampir“ zum Kinderstar. In den folgenden Jahren spielte sie in Dutzenden Filmen und Serien mit. Auch als Erwachsene blieb die heute 33-Jährige erfolgreich. Der internationale Durchbruch gelang ihr ab 2002 mit der weiblichen Hauptrolle in den „Spiderman“-Filmen an der Seite von Tobey Maguire.

Danach wurde es ruhig um sie. Dunst litt an Depressionen, ließ sich stationär behandeln. Diese Erfahrungen brachte sie ein, als sie in Lars von Triers „Melancholia“ die depressive Justine spielte. Ihren leeren Gesichtsausdruck übte sie mit Fotos aus ihrer akuten Krankheitsphase. Es war die Rolle ihres Lebens, sie avancierte zur ernstzunehmenden Charakterdarstellerin und wurde 2011 in Cannes verdient als beste Darstellerin ausgezeichnet.

Bei der Berlinale ist sie jetzt mit dem Wettbewerbsfilm „Midnight Special“ vertreten. Sie spielt in dem Science-Fiction-Familien-Roadmovie die besorgte Mutter des speziell begabten und gejagten kleinen Alton – das macht sie solide. Die Bandbreite der Emotionen ist nicht groß, weshalb Dunst in dem berührenden Film recht blass bleibt.

Stolz und Erleichterung

Dieses Mal steht nicht sie im Fokus, sondern andere. Das scheint der Schauspielerin auch jenseits des Films zu gefallen. Sie lächelt tapfer auf der Pressekonferenz, so ganz recht ist ihr die Aufmerksamkeit nicht. Scheu blickt sie immer wieder im Raum umher, schaut in die Gesichter der rund 350 Journalisten.

Stolz sieht sie aus, als Jaeden Lieberher zum ersten Mal eine Frage beantwortet, pflichtbewusst lobt Dunst Regisseur und Drehbuchautor Jeff Nichols und erzählt, dass sie heute ihre Rollen mit mehr Bedacht auswählt als früher. Zum Schluss wirft sie einen letzten professionellen Schulterblick in Richtung der Blitzlichter und verlässt den Raum. Sie wirkt erleichtert.

12 Feb 2016

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Paul Wrusch

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