taz.de -- Festnahmen in Stockholm: Rechte Jagd unterbunden

Rassisten riefen in Schweden zum „Handeln“ gegen Migranten auf und wollten zur Tat schreiten. Die Polizei und Gegendemonstranten konnten das verhindern.
Bild: Menschenjagd verhindert: Gegendemonstranten in Stockholm

Stockholm dpa | Nach Zusammenstößen bei einer Demonstration gegen die Flüchtlingspolitik der schwedischen Regierung sind in Stockholm drei Personen festgenommen worden. Nur durch ein großes Polizeiaufgebot konnten die rund 100 Teilnehmer des fremdenfeindlichen Protests im Stadtzentrum von etwa 200 Gegendemonstranten getrennt werden.

Den Festgenommenen wird Körperverletzung vorgeworfen, wie Polizeisprecher Kjell Lindgren der Deutschen Presse-Agentur am Samstag sagte. Angriffe auf Flüchtlinge oder andere Migranten seien der Polizei nicht zur Kenntnis gelangt.

Am späten Freitagabend hatte eine Gruppe von Männern nach Polizeiangaben Handzettel in der Innenstadt von Stockholm ausgeteilt, auf denen zum „Handeln“ gegen illegal eingereiste Migranten und unbegleitete Kinder aufgerufen wurde.

Einige lieferten sich demnach ein Handgemenge mit Polizisten. Ein Mann habe einen Zivilpolizisten mit der Faust ins Gesicht geschlagen, er sei nach seiner Festnahme am Samstag aber wieder freigelassen worden, sagte Lindgren. Acht weitere wurden kurzzeitig in Gewahrsam genommen, einer von ihnen trug einen Schlagring bei sich.

Schweden gehört zu den Hauptaufnahmeländern für Flüchtlinge in Europa. Vergangenes Jahr stellten 163.000 Menschen einen Asylantrag in dem Land mit zehn Millionen Einwohnern – mehr als je zuvor.

Innenminister Anders Ygeman kündigte vor kurzem an, dass Polizei und Migrationsbehörde sich auf die Ausweisung von bis zu 45 Prozent der angekommenen Asylbewerber vorbereiten sollten.

31 Jan 2016

TAGS

Migration
Schwerpunkt Flucht
Schweden
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Flucht
Schweden

ARTIKEL ZUM THEMA

Anerkannte Asylsuchende in NRW: Kraft fordert Residenzpflicht

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft will Asylsuchenden, die anerkannt sind, die freie Wohnplatzwahl untersagen. Denn: „Das würde NRW besonders belasten.“

Rassistische Übergriffe in Stockholm: Lynchmob jagt Flüchtlingskinder

Rassisten machten in Schweden Jagd auf Migranten. Klar ist nun, dass die Gewalt von Hooligans der Stockholmer Fußball- und Eishockeyklubs ausging.

Flüchtlingsplan der Niederlande: Mit Fähren in die Türkei

Nach dem Vorschlag sollen Flüchtlinge von Griechenland aus zurück in die Türkei geschickt werden. Im Gegenzug sollen jährlich 250.000 Menschen legal einreisen dürfen.

Asylbewerber in Schweden: Regierung plant Massenausweisung

Fast die Hälfte der Asylanträge sollen in Schweden abgelehnt werden. Damit müssen bis zu 80.000 Menschen in ihr Land zurückkehren.