taz.de -- Kolumne Gefühlte Temperatur: Gipfel mit Mehrweg

Plastiktüten in der Papiertonne, Dosen im Altpapier. Mülltrennung klappt beim Klimagipfel nicht so gut, Müllvermeidung schon eher.
Bild: Finde die richtige Tonne: Mülltrennung beim Klimagipfel

Dass Abfallvermeidung eine wichtige Sache ist, müssten die meisten hier bei der Klimakonferenz in Paris eigentlich wissen. Mülldeponien sind wichtige Quellen von Treibhausgasen, und Recycling spart jede Menge Energie und Rohstoffe. Doch dass dieses theoretische Wissen auch praktische Konsequenzen hätte, davon kann leider keine Rede sein.

Auch von all den Menschen, die hier zwei Wochen lang über die Rettung der Welt verhandeln oder diesen Versuch beobachten, schaffen es viele nicht, ihre Abfälle in den richtigen Behälter zu werfen. Dabei haben sich die Organisatoren alle Mühe gegeben: Alle paar Meter stehen bunte Pappbehälter, die – mehrsprachig und mit klaren Symbolen – zeigen, was wo hineingehört.

Trotzdem verirren sich Plastiktüten in die Papiertonne, Apfelreste zu den Verpackungen und Getränkedosen ins Altpapier. Verstärkt wird das Problem durch die Mitarbeiter der Entsorgungsfirma, die den Abfall beim Leeren der Behälter recht unorthodox auf die größeren Tonnen außerhalb der Messehallen verteilen.

Fürs Klima ist damit aber trotzdem noch nicht alles verloren. Denn die gesammelten Abfälle werden unmittelbar außerhalb des Konferenzgeländes in einem großen Zelt durch ein optisch-mechanisches System noch einmal getrennt, berichten die französischen Konferenzorganisatoren.

Ob die Maschinen sorgfältiger arbeiten als die Menschen, darf ich mir aus Sicherheitsgründen nicht ansehen. Doch am Ende würden alle Abfälle wiederverwendet, versichern die freundlichen Mitarbeiter am Stand von Gastgeber Frankreich. Wobei sie auch die „energetische Verwendung“ meinen, also die Verbrennung in Müllkraftwerken.

Und noch etwas macht Mut bei dieser Mammutkonferenz: Deutlich besser als die Mülltrennung funktioniert in Paris die ökologisch noch viel sinnvollere Müllvermeidung. Kaffee gibt’s in Mehrwegbechern, die – dank einem Euro Pfand – brav zurückgebracht werden. Und auch die stabilen Mehrwegflaschen, die jedeR TeilnehmerIn in seiner Begrüßungstasche vorgefunden hat, werden reichlich genutzt und an den kostenlosen Wasserspendern aufgefüllt – statt Wasser in kleinen Einwegflaschen für 1,50 Euro zu kaufen.

Insofern hat diese kopflastige Konferenz dann doch noch eine positive Botschaft für die Praxis: Müllvermeidung kann funktionieren. Vor allem, wenn sich damit nicht nur die Welt retten, sondern auch noch Geld sparen lässt.

3 Dec 2015

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Malte Kreutzfeldt

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