taz.de -- Kritzelei von Albrecht Dürer: Emoji aus dem Jahr 1506
Das vielleicht allererste „Emoji“ findet sich in einem Brief von Albrecht Dürer an einen Freund: ein Grinsegesicht mit wirren Haaren.
Nürnberg dpa | Ein lachendes Gesicht mit großer Nase, leicht irrem Blick und wirren Haaren: Der berühmte Nürnberger Maler Albrecht Dürer (1471-1528) hat nicht nur bedeutende Porträts der Reichen und Mächtigen seiner Zeit gemalt, sondern ab und an auch einfach mal ein Grinsegesicht gekritzelt. Das vielleicht allererste „Emoji“ – ein kleines Bild, das Gefühle zeigen, eine Aussage verstärken oder ironisieren soll – findet sich in einem Brief von Dürer aus Venedig an seinen Freund, den Ratsherrn Willibald Pirckheimer, aus dem Jahr 1506.
Lustig fand Pirckheimer die Kritzelei sicher auch, schreibt die Münchner Publizistin Felicia Englmann in ihrem neuen Buch „Bedeutende Briefe – Die außergewöhnlichsten deutschen Schriftstücke“. Nur wen die Karikatur zeigt, darüber rätsele die Forschung.
Möglicherweise habe der Künstler damit Pirckheimers „Rechenmeisterin“ gemeint, der Dürer in dem Brief Grüße bestellt. Sie könne die Geliebte des Ratsherrn gewesen sein, die vielleicht nicht schön war, aber andere Qualitäten hatte. Auch einer der Nürnberger Ratsherren könne Vorbild für das Bildchen gewesen sein, oder eine Statuette der Göttin Athene, die Dürer nach Nürnberg schicken sollte.
Dürer und Pirckheimer kannten sich aus ihrer Heimstadt Nürnberg und verstanden sich prächtig. Der Künstler schrieb seinem Freund und Gönner regelmäßig – zehn Briefe sind erhalten. Sie sind nicht in einem förmlichen Stil verfasst, sondern mit Witzen, Sprüchen, Anspielungen und kleinen Zeichnungen gespickt. Für Außenstehende ist nicht alles darin verständlich.
Die „Emojis“, wie man sie heute mit dem Smartphone verschickt, entwickelte übrigens Ende der 90er-Jahre Shigetaka Kurita in Japan.
11 Nov 2015
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