taz.de -- Nach rassistischen Übergriffen: Razzia bei Rechten in Sachsen

Die Polizei findet bei Durchsuchungen in Dresden und Freital Sprengmittel und Nazi-Devotionalien. Sie nimmt mehrere Verdächtige fest.
Bild: Vor dem früheren Leonardo-Hotel in Freital ist die Polizei zum Schutz der dort wohnenden Flüchtlinge präsent

Dresden dpa | Polizei und Staatsanwaltschaft ist in Sachsen ein Schlag gegen eine Gruppe von Rechtsextremisten gelungen. Sechs Männer und eine Frau sollen für Anschläge auf Flüchtlinge oder ihre Unterstützer in Dresden und Freital verantwortlich sein. Vier Verdächtige im Alter zwischen 24 und 28 Jahren wurden am Donnerstag festgenommen, wie die Generalstaatsanwaltschaft Dresden und das für Extremismus zuständige Operative Abwehrzentrum (OAZ) mitteilten. Darunter ist eine 27 Jahre alte Frau aus Freital.

Bei der Durchsuchung von neun Wohnungen in beiden Städten seien Sprengmittel, eine Hakenkreuzfahne und weitere Nazi-Devotionalien gefunden worden. „Der Einsatz in Freital und Dresden zeigt, dass der Freistaat Sachsen nicht nur Willens, sondern auch in der Lage ist, konsequent gegen rechte Gewalttäter und Brandstifter vorzugehen“, sagte Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU). Er hoffe, dass das „klare Signal im ganzen Land ankommt“.

Gegen einen 26 Jahre alten Freitaler lagen bereits zwei Haftbefehle vor. Er soll zusammen mit der festgenommenen Frau am vergangenen Wochenende einen Sprengstoffanschlag auf eine von Syrern bewohnte Wohnung verübt haben. Ein Bürgerkriegsflüchtling war leicht im Gesicht verletzt worden, als vor den Fenstern der Wohnung deponierte Sprengsätze explodierten. Außerdem soll der Mann im Sommer Jagd auf Flüchtlingsunterstützer gemacht und mit einem Baseballschläger auf deren Auto eingeschlagen haben. Durch herumfliegende Glassplitter war ein Insasse verletzt worden.

Zusammen mit den übrigen Verdächtigen werden die Frau und der Mann auch für einen Sprengstoff- und Buttersäure-Anschlag auf ein alternatives Wohnprojekt verantwortlich gemacht, das sich für eine Flüchtlingsunterkunft eingesetzt hatte. Diese Attacke hatte sich vor drei Wochen in Dresden ereignet. Den Festgenommenen werden das Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen, versuchte oder begangene gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen.

An den Durchsuchungen waren 28 Polizisten und zwei Staatsanwälte beteiligt. Die Verfahren wurden vom Sonderdezernat politisch motivierte Kriminalität (PMK) übernommen, das seine Arbeit erst vor gut zwei Wochen aufgenommen hatte. Das PMK soll mögliche rechte Strukturen im Zusammenhang mit fremdenfeindlicher Kriminalität in ganz Sachsen aufdecken.

In der Vergangenheit war es in Freital immer wieder zu Angriffen und Anschlägen auf Asylbewerber und ihre Unterkünfte gekommen. Im Sommer hatte es vor einem Flüchtlingsheim in einem ehemaligen Hotel wochenlang ausländerfeindliche Proteste gegeben.

5 Nov 2015

TAGS

Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Neonazis
Freital
Usedom
Flüchtlinge
Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Flucht

ARTIKEL ZUM THEMA

Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte: Bund will besser schützen

De Maizière will nach den Anschlägen in Paris mehr Schutz für Flüchtlingsunterkünfte. In der Nacht zum Sonntag brannte wieder ein Haus.

Gewalt gegen Flüchtlinge: Ein Wochenende voller Hass

Meerane, Dresden, Pirna, Magdeburg, Wismar, Freital, Jena, Sehnde, Dippoldiswalde: Die Gewalt gegen Asylsuchende erreicht einen neuen Höhepunkt.

Angriffe auf Flüchtlinge in Deutschland: Schläge und Brandsätze

Im Laufe des Wochenendes ist es in mehreren Städten zu Übergriffen auf Flüchtlinge gekommen. Dabei gab es mehrere Verletzte.

Brände in Flüchtlingsunterkünften: Die Täter bleiben unbekannt

Bis Ende Oktober wurden 78 Flüchtlingsunterkünfte angezündet, doch die Ermittler tappen im Dunkeln. Es fehlt der politische Handlungsdruck.

Rechtspopulismus in Deutschland: Nazis, die zum Umsturz aufrufen

Vor einem Jahr formierte sich Pegida. Seither gibt es viele Ableger und Redner. Auch die AfD schickt ihre Anhänger verstärkt auf die Straße.

Geplante Flüchtlingsunterkunft in Meißen: Brandstifter im bürgerlichen Ambiente

In Meißen herrscht nach dem Anschlag eine gespaltene Stimmung. Wer an der Tat beteiligt war, ist noch unklar. Das Haus soll schnell saniert werden.